Indiens Mondmission abgebrochen

Rückschlag für Indiens erste Mondlandung: Weniger als eine Stunde vor dem geplanten Raketenstart ist die Mission Chandrayaan-2 abgebrochen worden. Grund dafür war ein „technisches Problem“ an der Trägerrakete.

Ein neuer Termin wurde zunächst nicht genannt. Eigentlich war der Start für 02.51 Uhr Ortszeit (Sonntag 23.21 Uhr MESZ) vorgesehen gewesen. 56 Minuten und 24 Sekunden vorher stoppte die indische Weltraumbehörde ISRO allerdings den Countdown als „Vorsichtsmaßnahme“ - nähere Angaben zur Art des technischen Problems machte die Behörde zunächst nicht. Die Absage erfolgte kurz nach der Betankung der Rakete vom Typ GSLV-MkIII mit flüssigem Wasserstoff.

Vierschiebung um Monate möglich

Am Weltraumbahnhof im südostindischen Sriharikota hatten sich zahlreiche Schaulustige versammelt, darunter auch Schüler, um den Raketenstart live zu verfolgen. „Wir wissen nicht, was passiert ist“, sagte einer der Schaulustigen nach der Absage. „Wir sind enttäuscht. Ich hoffe, dass sie das Problem beheben, was es auch sei.“

Aufnahme in der nacht: die indische Trägerrakete GSLV-mark III-M1 an ihrem Startplatz im Satish Dhawan Space Centre

APA/AFP/ARUN SANKAR

Die Trägerrakete blieb auf dem Boden

Wann der Raketenstart nachgeholt werden kann, blieb unklar. „Meiner Meinung nach könnte der Start, wenn er nicht in den kommenden 48 Stunden erfolgt, mehrere Monate lang verschoben werden, bis wir ein passendes Zeitfenster haben“, sagte Ravi Gupta, ein ehemaliger Wissenschaftler der Militäreinrichtung DRDO.

Die Rakete, die zusammen mit ihrer Fracht 3,8 Tonnen wiegt, sollte den Orbiter Chandrayaan-2 vom Weltraumbahnhof Satish Dhawan Space Centre im Bundesstaat Andhra Pradesh ins All befördern. Der Orbiter hat ein Landemodul an Bord, das am Südpol des Mondes aufsetzen soll. Ein Forschungsfahrzeug soll dann auf der Oberfläche des Erdtrabanten unter anderem nach Spuren von Wasser suchen.

Machtverschiebung im All

Bei einem Erfolg der Mission wäre Indien das vierte Land nach den USA, Russland und China, dem eine Mondlandung gelingt. Indien entwickelte nahezu alle Komponenten selbst, die Kosten dafür waren mit umgerechnet rund 124 Millionen Euro im Vergleich zu anderen Mondprogrammen niedrig. Bei Indiens erster Mondmission im Jahr 2008 hatte die Sonde Chandrayaan-1 den Erdtrabanten lediglich umkreist, war aber nicht gelandet.

Die bei der aktuellen Mission verwendete Rakete ist vergleichbar mit einer europäischen Ariane-4-Rakete und das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit indischer Ingenieure. Sie wurde 2017 erstmals eingesetzt. Damals brachte sie einen Satelliten ins All. Der zweite Einsatz der GSLV-MkIII folgte 2018.

Die indische Mondlandemission sollte kurz vor dem 50. Jahrestag der historischen ersten bemannten Mondlandung durch die US-Astronauten von Apollo 11 starten. Die Mission Apollo 11 war am 16. Juli 1969 gestartet. Am frühen Morgen des 21. Juli mitteleuropäischer Zeit betrat dann der US-Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond.

USA schicken wieder Menschen zum Mond

Das Interesse an Missionen zu dem 384.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten hat in den vergangenen Jahren wieder zugenommen. So brachte China im Januar seine Sonde „Chang’e 4“ auf die erdabgewandte Seite des Mondes und plant eine bemannte Mondmission im Laufe des kommenden Jahrzehnts. Die USA wollen bis 2024 wieder Astronauten auf den Mond schicken.

Außer der Mondlandung verfolgt die indische Raumfahrtbehörde weitere große Ziele. Für 2022 plant sie ihren ersten bemannten Raumflug mit drei Astronauten. Außerdem arbeitet sie an einer eigenen Raumstation, die im Laufe des kommenden Jahrzehnts aufgebaut werden soll.

science.ORF.at/APA/AFP

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