Nicht nur Antibiotika fördern Resistenzen

Der enorme Verbrauch von Antibiotika ist nur ein Grund, warum immer mehr Bakterien dagegen immun werden. Wie eine Studie nun zeigt, können auch ganz andere gängige Medikamente solche Resistenzen fördern - zum Beispiel bestimmte Schmerzmittel.

Bakterien vererben ihre Gene nicht nur an ihre Nachkommen, sie können sie auch direkt an ein anderes Individuum weitergeben – man nennt das horizontalen Gentransfer. Unter anderem deswegen verbreiten sich Resistenzen so rasch. Sobald ein Bakterium die entsprechenden Gene entwickelt hat, kann es diese einfach „weiterreichen“.

Genau diesen Prozess könnten gängige Medikamente erleichtern, wie australische Forscher nun in einer als Preprint erschienenen Studie berichten. Das haben sie an zwei Bakterienstämmen beobachtet: Einer war gegenüber drei Antibiotika resistent, der andere gegenüber einem vierten.

Medikamente erleichtert Gentransfer

In einem Glasröhrchen wurden die beiden jeweils acht Stunden einem Medikament ausgesetzt, darunter Entzündungshemmer wie Ibuprofen und Diclofenac, der Lipidsenker Gemfibrozil und ein Betablocker, Propanolol. Danach untersuchte das Team, ob sich in der Mischung ein Bakterium fand, das gegen alle vier Antibiotika unempfindlich geworden war – was im Gegensatz zu Kontrollmischungen tatsächlich der Fall war. Schon kleinste Mengen der Medikamente – in der Konzentration von 0,005 Milligramm pro Liter – reichten dafür aus.

Eine zusätzliche Genanalyse bestätigte, dass tatsächlich Resistenzgene zwischen den Stämmen getauscht worden waren. Laut den Forschern führen die Medikamente zu zellulären Veränderungen, die es den Bakterien erleichtern dürften, die Genabschnitte weiterzugeben. Man müsse in Zukunft jedenfalls auch diesen Mechanismus mitbedenken, wenn es darum geht, die Ausbreitung von Resistenzen zu bekämpfen, schreibt das Team. In anderen Worten heißt das, dass nicht nur weniger Antibiotika verwendet, sondern auch andere Arzneimittel nur sehr maßvoll eingesetzt werden sollten.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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