Multitasking: Doch keine Frauendomäne

Frauen fällt es von Natur aus leichter, viele Dinge gleichzeitig zu tun – diesem gängigen Stereotyp widerspricht nun eine aktuelle Studie: Multitasking ist für beide Geschlechter gleich anstrengend.

Schon beim Frühstück E-Mails checken, auf dem Weg zur Arbeit schnell noch ein paar Termine ausmachen, wo dann bereits fünf Aufgaben warten, die am besten gleichzeitig erledigt werden sollten – Multitasking ist heute völlig selbstverständlich, obwohl es bekanntermaßen nicht sehr effizient ist. Es kostet Zeit und Konzentration, wenn die Aufmerksamkeit immer zwischen zwei und mehr Aufgaben hin und zurück springen muss.

Ob das alle Menschen gleichermaßen betrifft, ist allerdings unklar. Hartnäckig hält sich jedenfalls die Meinung, Frauen hätten so etwas wie eine natürliche Begabung für Multitasking, weil sie in dieser Hinsicht seit jeher mehr gefordert sind: Sie mussten Haushalt, Kinder und Familie gleichzeitig managen. Diese Vorstellungen bestätigen auch Befragungen. Wissenschaftliche Belege für die Unterschiede zwischen den Geschlechter sind hingegen rar und manche Studien zeigen sogar einen leichten Vorteil für Männer. Andere Untersuchungen sehen wiederum eine Überlegenheit nur bei jungen Frauen.

Parallel oder sequentiell

Für ihre aktuelle Studie haben die Forscherinnen um Patricia Hirsch von der RWTH Aachen nun Experimente in Aachen und an der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt, 48 Probandinnen und Probanden an jedem Standort, jeweils die Hälfte war weiblich. In manchen Experimenten ging es darum, tatsächlich parallel zwei Aufgaben auszuführen, in anderen hintereinander, aber es musste zu einem bestimmten Zeitpunkt zwischen den Tasks gewechselt werden.

Unter anderem ging es darum zu erkennen, ob es sich bei einem Buchstaben um einen Konsonanten oder einen Vokal bzw. bei einer Ziffer um eine gerade oder ungerade Zahl handelt. Gleichzeitig musste man beispielsweise im Kopf eine räumliche Figur rotieren lassen. Dabei wurden die Reaktionszeit und die Korrektheit der Antworten erfasst.

Gleich schlecht

Es zeigte sich, dass Männer wie Frauen - im Vergleich zu Kontrollgruppen, die nur eine Aufgabe erledigen mussten – langsamer wurden und auch mehr Fehler machten. Beide Geschlechter waren beim Multitasking also gleich gut bzw. schlecht.

Laut den Forscherinnen könnten die widersprüchlichen Ergebnisse in der Literatur dadurch zustande kommen, dass sich die Experimente bzw. Aufgaben von Studie zu Studie oft sehr stark unterscheiden. Davon hänge aber ab, welcher Teil des kognitiven Apparats dabei aktiv sein muss. Für die in der aktuellen Studie getesteten geistigen Leistungen, wie z.B. der Aktualisierung des Arbeitsspeichers, seien jedenfalls keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen feststellbar.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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