Forscher machen Genschere effizienter

Mit der Genschere CRISPR-Cas lassen sich Gene im Erbgut präzise und relativ einfach verändern. Forscher haben nun ein Variante entwickelt, die das an 25 Stellen im Erbgut einer Zelle gleichzeitig schafft. Das ließe sich auf Dutzende bis Hunderte von Genen erweitern.

Das Prinzip hinter CRISPR-Cas ähnelt der „Suchen und Ersetzen“-Funktion bei der Bearbeitung von Texten. Präzise funktionierte das bisher vor allem, wenn sich das Umschreiben auf einzelne Stellen im Erbgut fokussierte. Weil aber viele Zellprozesse, aber auch beispielsweise Risiken für Krankheiten, auf dem Wechselspiel Dutzender verschiedener Gene beruhen, suchen Forscher nach Möglichkeiten, ein Upgrade für die Genschere zu entwickeln.

Nützlich ist das zum einen für die Grundlagenforschung, aber auch für konkrete Anwendungen. Beispielsweise für die Zellersatztherapie, bei der geschädigte mit gesunden Zellen ersetzt werden, heißt es in einer Mitteilung der ETH. Mit der Methode ließen sich beispielsweise Stammzellen gezielt zu einem gewünschten Zelltyp ausdifferenzieren, zum Beispiel insulinproduzierende Betazellen. Umgekehrt könnte man beispielsweise Hautzellen in einen ursprünglichen „Alleskönner“-Zustand einer Stammzelle zurückversetzen, um daraus wiederum andere Zelltypen zu züchten. Das massive Umschreiben Dutzender Gene könnte aber auch die Erforschung komplexer Krankheiten erleichtern, bei denen das Wechselspiel mehrerer Gene eine Rolle spielt.

Verschiedene Adressen im Erbgut

Das Verfahren beruht darauf, der Genschere quasi eine Adressliste mitzugeben, wo sie das Erbgut verändern soll. Die bisherige Methode beruht in der Regel auf der molekularen „Schere“ - einem Protein namens Cas9 - sowie einem kleinen RNA-Molekül, das als Adressetikett fungiert. Dieses weist die Schere an, wo im Erbgut sie schneiden soll. Statt nur einer Adresse gaben die Schweizer Wissenschaftler der Schere - in diesem Fall das mit Cas9 verwandte Protein Cas12a - nun eine ganze Reihe von Adressen mit und konnten so 25 verschiedene Gene gleichzeitig manipulieren.

Das bisherige Maximum an Genen, das bisher gleichzeitig bearbeitet werden konnte, lag laut Randall Platt von der ETH Zürich in Basel bei sieben. Bei anderen bereits entwickelten Verfahren können Forscher zwar beispielsweise eine größere Anzahl von Genen bearbeiten, dabei allerdings nur ein Gen pro Zelle verändern. Mithilfe der neuen Methode lassen sich die Gene nicht nur umschreiben, sondern auch ihre Aktivität gezielt verändern. Damit können Forscher gezielt an den Stellschrauben von Zellprozessen drehen und auch gezielt den Zeitpunkt dafür bestimmen.

science.ORF.at/APA/sda

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