Leugner kommen öfter zu Wort

Klimawandelskeptiker kommen sehr viel häufiger zu Wort als renommierte Klimaforscher. Das zeigt eine Studie, für die zehntausende Artikel aus Zeitungen, Magazinen und dem Internet ausgewertet wurden. Leugner erhalten fast 50 Prozent mehr Aufmerksamkeit.

Leugner des menschengemachten Klimawandels hätten sich „zu einer lauten Stimme innerhalb von Politik und Wissenschaftskommunikation“ entwickelt, schreiben die Studienautoren im Fachmagazin „Nature Communications“.

Die Wissenschaftler um den Hauptautor Alexander Petersen von der University of California in Merced hatten 100.000 Artikel analysiert, die zwischen 2000 und 2016 erschienen sind. Dabei untersuchten die Forscher etwa, wie häufig 386 ausgewählte Klimawandelskeptiker - darunter Wissenschaftler, Wirtschaftsvertreter und Politiker - und 386 renommierte Klimaforscher zitiert oder erwähnt wurden beziehungsweise selbst Verfasser der Artikel waren.

Auch in seriösen Medien

Laut der Studie wurden die Skeptiker des Klimawandels selbst in seriösen Medien wie der „New York Times“ oder dem britischen „Guardian“ öfter zitiert als Klimaforscher. Die „unverhältnismäßige Sichtbarkeit skeptischer Argumentationen und ihrer Akteure in den Medien“ verdrehe „die tatsächliche Verteilung von Expertenmeinungen“ zu den Ursachen des Klimawandels, kritisieren die Studienautoren.

Unter Klimaforschern herrscht weitgehend Konsens, dass die globale Erderwärmung von Treibhausgasemissionen ausgelöst wird - und dass sie wegen des daraus resultierenden Meeresspiegelanstiegs sowie extremer Wetterphänomene eine Gefahr für den Planeten und seine Bevölkerung ist. Leugner des menschengemachten Klimawandels glauben dagegen, dass die Erderwärmung natürliche Ursachen habe.

Großer Einfluss

Die hohe Aufmerksamkeit für die Positionen von Klimawandel-Skeptikern untergrabe die Autorität von Klimawissenschaftlern und „verstärkt den Trend, dass Klimawandelleugner den öffentlichen wissenschaftlichen Diskurs anführen“, schreiben die Autoren. Den Forschern zufolge wurde das Ungleichgewicht zwischen der öffentlichen Sichtbarkeit von Klimawandel-Skeptikern und Klimaforschern durch Online-Dienste wie Facebook und Twitter noch vergrößert.

Der politische Einfluss von Klimawandelskeptikern vor allem in den USA ist groß. Im Juli hatte der langjährige republikanische Parteistratege Frank Luntz vor dem US-Senat ausgesagt, dass er der damaligen US-Regierung des früheren Präsidenten George W. Bush empfohlen habe, in der Klimadebatte „den Mangel an wissenschaftlicher Gewissheit“ über die Ursachen der Erderwärmung zu einem „vorrangigen Problem“ zu machen. Auch habe er empfohlen, den Begriff „globale Erderwärmung“ wegen seiner beunruhigenden Konnotation durch die allgemeinere Bezeichnung „Klimawandel“ zu ersetzen. Er habe damals falsch gelegen, sagte Luntz vor den Senatoren.

science.ORF.at/APA/AFP

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