Neuer Planet verblüfft Forscher

Die Biologen haben die Fruchtfliege, die Genetiker die Hefe – und die Astronomen? Auch die haben so ein Modell: Das Planetensystem Beta Pictoris sorgt wieder einmal für Überraschungen.

Gut 4.000 Exoplaneten wurden bisher entdeckt, darunter Gesteinsplaneten wie die Erde oder Gasriesen wie der Saturn, potenziell bewohnbare und lebensfeindliche – und natürlich auch Planeten unterschiedlichen Alters. Die ganz jungen sind besonders interessant, weil man dadurch etwas über die Entwicklung von Planetensystemen erfährt, nicht zuletzt auch über unser eigenes.

Daher war die Freude groß, als Forscher im Jahr 1983 im Sternbild Maler mit Hilfe eines Infrarotsatelliten eine Staubscheibe rund um den Stern Beta Pictoris erspähten, also quasi ein Planetensystem im Embryonalstadium. Auch Beta Pictorius ist mit einem Alter von 23 Millionen noch ein Jungspund, zum Vergleich: Die Sonne ist 4,6 Milliarden Jahre alt.

Zwei Planeten kriesen um den Stern Beta Pictoris

P Rubini / AM Lagrange

Zuwachs im System: Beta Pictoris ist wieder einmal für eine Überraschung gut

20 Jahre später stellte sich heraus: An weiter entfernter Stelle hat sich der Staub offenbar bereits zu einem Planeten verdichtet, noch dazu zu einem beeindruckender Größe. Beta Pictoris b heißt der Riese, der alsbald zum Modellsystem der Planetenforschung avancierte. Er und sein Stern sind wohl die besten Himmelsobjekte, „um die frühen Entwicklungsstadien von Planetensystemen zu erforschen“, sagt Anne-Marie Lagrange von der Universität Grenoble.

Exoplanet: So schwer wie 3.000 Erden

Das gilt zumal, als die französische Astronomin nun mit Hilfe des HARPS-Teleskops in Chile ein weiteres erstaunliches Detail in diesem System entdeckt hat: Im Abstand von 2,5 astronomischen Einheiten (das ist der Abstand Sonne-Erde) kreist offenbar ein zweiter Planet um diesen Stern. Beta Pictoris c, so der Name des Neuankömmlings in der Liste der Exoplaneten, ist 3.000-mal so schwer wie die Erde – also etwa so riesig wie Beta Pictoris b, allerdings deutlich näher an seinem Stern. Für eine vollständige Umrundung braucht Beta Pictoris c etwa 1.200 Erdentage. Die Drehung um die eigene Achse ist wiederum vergleichsweise flott, die dauert nämlich bloß acht Stunden.

Das ist übrigens nicht die einzige Neuerung, die sich in jüngster Zeit in diesem Planetensystem ergeben hat. Erst im Juni war dem Innsbrucker Astronomen Sebastian Zieba an gleicher Stelle die Entdeckung von drei Exokometen gelungen. Zufällig, eigentlich hatten er und seine Kolleginnen nach neuen Planeten Ausschau gehalten.

Robert Czepel, science.ORF.at

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