Wie Fasten gegen Entzündungen hilft

Beim Intervallfasten gönnt man dem Körper möglichst lange Pausen zwischen den Mahlzeiten, etwa 16 Stunden zwischen Abendessen und Frühstück. Eine neue Studie zeigt nun, wie das gegen chronisch-entzündliche Krankheiten wirkt.

Nur wenige Mahlzeiten am Tag und dazwischen längere Fastenzeiten: Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass das sogenannte Intervallfasten positive Effekte auf die Gesundheit hat. Es soll nicht nur beim Abnehmen helfen, sondern auch das Leben verlängern und vor Stoffwechselerkrankungen schützen.

Forscher rund um Miriam Merad vom Mount Sinai Hospital in New York zeigen nun, dass Fasten besonders chronisch-entzündliche Leiden mindern kann, etwa Multiple Sklerose und rheumatische Arthritis. Bei solchen Erkrankungen kommt es zu einer Entzündungsreaktion der Immunzellen, obwohl es keine zu bekämpfenden Krankheitserreger gibt. Wie die Studie nun zeigt, reduzieren kurze Fastenperioden die Aktivität der Monozyten, also jener Immunzellen, die diese Entzündungen auslösen.

Immunzellen auf Sparflamme

Für Frank Madeo, Molekularbiologe an der Universität Graz und nicht an der aktuellen Studie beteiligt, ist das plausibel: „Wenn man weniger Energie zuführt, dann haben die Immunzellen weniger Energie zur Verfügung, um aktiv zu werden.“

Getestet haben das die New Yorker Forscher an den Immunzellen von Mäusen, aber auch von zwölf menschlichen Probanden. Sie untersuchten deren Blut drei Stunden nach dem Essen, also in sattem Zustand, sowie nach 19 Stunden des Fastens. Nach dem Fasten waren einerseits weniger Monozyten im Blut, andererseits waren die verbleibenden auch weniger aktiv. Dadurch gab es weniger überschießenden Entzündungen.

Das Problem dabei: Wenn es tatsächlich zu einer Infektion kommt, ist es wichtig, dass genügend Monozyten zur Infektionsstelle kommen, dort Entzündungen auslösen und den Erreger so bekämpfen. Die Forscher wollten daher wissen, ob das Fasten auch akute, notwendige Entzündungsreaktionen hemmt.

Fasten mit Nebenwirkungen

Das Resultat: Diese normale Immunabwehr wurde durch kurzes Fasten nicht behindert - zumindest bei einem bestimmten Bakterium, das getestet wurde. Wenn die Mäuse allerdings 48 Stunden hungern mussten, schwächte das die Immunabwehr. Dann wurden auch im Infektionsfall weniger Abwehrzellen aktiv und die Wundheilung verschlechterte sich. „Übertriebenes Hungern führt zu Unterversorgung, und das schadet der Immunfunktion definitiv“, betonen die Autoren in der Studie.

Aber wie viel Fasten ist nun gesund, und wann wird es zu viel? „Das ist die wichtigste Frage in dem Zusammenhang. Klar ist, dass Fasten potente Wirkungen hat, aber wie bei jeder potenten Medikation gibt es auch Nebenwirkungen, die sich nach unterschiedlicher Fastenlänge einstellen. Wie lange jeder einzelne fasten soll, das wissen wir einfach noch nicht“, so Madeo. So würden beim einen schon 13 Stunden ohne Essen positive Effekte hervorbringen, ein anderer braucht vielleicht 14 oder 16 Stunden.

Snacks vermeiden

Auch wenn pauschale Empfehlungen schwierig sind, hat der Forscher eine Faustregel für gesunde Erwachsene: Es ist gut, einmal am Tag Hunger zu spüren und es ist schlecht, fünf oder sieben Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen, auch in Form von Snacks zwischendurch. Wichtig beim Intervallfasten sei, dass man jeden Tag die gleiche Mahlzeit weglässt und nicht etwa einmal das Abendessen und einmal das Frühstück, damit sich der Körper daran gewöhnen kann.

Übertreiben sollte man jedenfalls nicht, und gerade wer Vorerkrankungen hat, sollte das Fasten unbedingt mit dem Arzt absprechen. „Man muss es auch nicht sklavisch durchhalten, wenn man sich nicht gut fühlt oder einen Infekt hat, sollte man nicht fasten.“ Bei viralen Infekten sei es sogar schädlich, so der Experte. Und manche Personen sollten überhaupt nicht fasten, etwa Kinder im Wachstum oder Schwangere. Auch bei alten und gebrechlichen Menschen sei es hinsichtlich des Muskelschwundes problematisch.

Julia Geistberger, Ö1 Wissenschaft

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