Waldgärten als neuer Trend

Gemeinschaftliches Gärtnern in der Großstadt liegt im Trend. Deutsche Forscher wollen jetzt eine weitere Form etablieren: urbane Waldgärten.

„Sie sind die Zukunft des Urban Gardening“, ist die Umweltwissenschaftlerin Jennifer Schulz von der Universität Potsdam überzeugt. Auf einem Gelände im Süden Berlins, das derzeit vom Park „Britzer Garten“ genutzt wird, will sie mit Freiwilligen einen rund 5.000 Quadratmeter großen Waldgarten anlegen, bewirtschaften und das Projekt wissenschaftlich begleiten. Weitere Städte sollen folgen.

Ein Plan für 30 Jahre

„Ein Waldgarten besteht vorwiegend aus essbaren Pflanzen, die sich in mehreren Vegetationsschichten teilweise überlappen, ganz ähnlich der Struktur von Wäldern“, erklärt Schulz. Obst- und Nussbäume, Beerensträucher, Gemüse und Kräuter sollen langfristig miteinander angebaut und geerntet werden können.

Was das Konzept unter anderem ausmache, sei die Langfristigkeit, sagt Schulz. Sie plane für mindestens 30 Jahre. Außerdem vereine ein Waldgarten auf relativ kleiner Fläche viele Nutzpflanzen, die sich bei geschickter Planung gegenseitig bereichern und schützen.

“In den Boden gehen“

Im heißen Sommer sorge das Blätterdach zudem für Schatten und Kühle - ein Plus in Zeiten des Klimawandels. Ein weiterer Vorteil: Durch abgestorbene Pflanzenteile entstehe eine dichte Humusschicht, die Bodenfeuchte halte. Außerdem seien Waldgärten Nahrungsquelle und Lebensraum für Insekten, Vögel und kleine Säugetiere. „Das Konzept kommt aus den Tropen, aber auch in Europa gibt es bereits Waldgärten“, so Schulz, die auch für die Internationale Gartenausstellung in Berlin 2017 einen solchen Garten angelegt hat.

„Vielen Projekten, bei denen in Kisten und Hochbeeten gegärtnert wird, sind ökologische Grenzen gesetzt. Das Konzept der Waldgärten geht darüber hinaus und bietet die Möglichkeit, in den Boden zu gehen“, sagt Christa Müller, Vorstandsvorsitzende der Münchner Stiftung „Anstiftung“, die in Deutschland urbane Gärten und ein Netzwerk dazu fördert. Waldgärten könnten helfen, eine gewisse Dauerhaftigkeit zu garantieren und die Flächen vor einer Bebauung zu schützen.

Auch auf Friedhöfen

Besonders beliebt seien Waldgärten momentan in den Niederlanden, sagt Harald Wedig, der als Waldgarten-Pionier gilt. „Den Niederländern fehlt es an Wald, gleichzeitig sind sie gute Gärtner. Es gibt dort deshalb ein großes Bedürfnis, Gärten in waldähnlichen Strukturen anzulegen.“ Der Gärtner war bisher an etwa 15 Waldgarten-Projekten beteiligt. Dass diese Form nun die Städte erobern soll, sei wunderbar.

Das urbane Gärtnern verzeichne in Deutschland seit zehn Jahren ein kontinuierliches Wachstum, sagt Müller. „Man kann davon ausgehen, dass die Zahl der urbanen Gartenprojekte schon bei über 1.000 liegt.“ Immer wieder gebe es neue Trends. Derzeit zum Beispiel: „die Nachnutzung von nicht mehr genutzten Friedhöfen“.

Anja Sokolow, dpa

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