Wie Humboldt die „Novara“-Expedition beeinflusste

Der deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt hatte großen Einfluss auf ein Prestigeprojekt der Österreichisch-ungarischen Monarchie: die Expedition der „Novara“, die vor 160 Jahren - im Todesjahr Humboldts - von ihrer Weltumsegelung zurückkehrte.

Das Naturhistorische Museum Wien (NHM) veranstaltet anlässlich der Jahrestage am Mittwoch ein Symposion.

Darstellung einer Großmacht

Mitte des 19. Jahrhunderts, zur Zeit der größten Machtentfaltung Europas in anderen Kontinenten, war Österreich ein Land ohne Kolonien. Um sich dennoch als Großmacht zu präsentieren, startete sie die erste wissenschaftliche Mission der Kriegsmarine. Am 30. April 1857 stach die österreichische Fregatte „S.M. Novara“ von Triest aus in See. Mehr als zwei Jahre später lief sie am 26. August 1859 wieder in Triest ein. In 551 Tagen hatte sie fast 52.000 Seemeilen zurückgelegt und über die Stationen Südamerika, Afrika, Indien, China und Australien den Erdball umrundet.

Collage mit der Fregatte Novara und Humboldt

NHM Wien

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Im Vorfeld der Mission hatte der Oberkommandierende der Marine, Erzherzog Ferdinand Maximilian, der spätere Kaiser von Mexiko, Kontakt zu Humboldt aufgenommen, um sich Tipps für die Expedition zu holen. In der Folge reisten zwei der wissenschaftlichen Expeditionsmitglieder, Carl von Scherzer und Ferdinand von Hochstetter, zu Humboldt, um sich beraten zu lassen, erklärte die Organisatorin des Symposions und Leiterin des Archivs für Wissenschaftsgeschichte im NHM, Christa Riedl-Dorn.

An Vulkanismus interessiert

Drei Wochen bevor das Schiff zur Expedition aufbrach, sandte der damals schon 88-jährige Humboldt „Mit der innigsten Verehrung und den heißesten Wünschen für den Erfolg eines so schön vorbereiteten Unternehmens“ seine Einschätzung zu den Gegebenheiten auf der Expedition und legte mehrseitige Instruktionen bei, die sich heute im Archiv des NHM befinden. Dabei zeigte sich Humboldt sehr an der Erforschung des Vulkanismus interessiert und wies dabei auf die Inselgruppe St. Paul und Amsterdam im südlichen Indischen Ozean hin.

„Humboldt hatte angeregt, dieses Eiland wissenschaftlich genauer zu erforschen, speziell da 1792 auf der Expedition von Joseph Bruny d’Entrecasteaux die Insel Amsterdam zwei Tage lang in Feuer und Rauch gehüllt zu sehen war“, so Riedl-Dorn. Nachdem die „Novara“ St. Paul am 18. November 1857 erreichte, untersuchte der Geologe Hochstetter die Insel erstmals geologisch und fertigte eine genaue Karte an. Seine Ergebnisse sandte er an Humboldt, doch sie erreichten nie ihr Ziel, da das Postschiff unterging. Die höchste Erhebung der Insel St. Paul heißt übrigens bis heute Crete Novara.

Humboldt erlebte „Novara“-Rückkehr nicht

In dem Brief, den Humboldt seinen wissenschaftlichen Instruktionen für die „Novara“ beilegte, schrieb er, offensichtlich mit Vorahnung: „Da ich längst nicht mehr unter den Lebenden sein werde wenn die Fregatte Novara nach Triest mit wissenschaftlichen Schätzen, neuen Erkenntnissen über die todte und organische Natur, über Menschen Racen, über Sitten und Sprachen zurückkehrt, so flehe ich zu Gott dem Allmächtigen, daß sein Segen dies große edle Unternehmen zur Ehre des gemeinsamen Deutschen Vaterlandes begleite ...“ Tatsächlich starb Humboldt am 6. Mai 1859, rund drei Monate vor der Rückkehr der „Novara“.

Bei dem Symposium werden die Handschriften Humboldts an die „Novara“ sowie Tiere, Pflanzen und Mineralien, die zu seinen Ehren benannt wurden, im Vortragssaal des NHM ausgestellt.

science.ORF.at/APA