Wo die Klimakrise bereits spürbar ist

Dürre, Steinlawinen und Hochwasser - die Folgen des Klimawandels sind in Österreich bereits deutlich spürbar, regional jedoch sehr unterschiedlich. Zu diesem Schluss kommt Greenpeace in einem neuen Bericht.

Ein heißer Sommer ist zu Ende, und die Bilanz ist, zumindest aus Sicht der Umwelt, wenig erfreulich. Dieser Sommer war der zweitwärmste in Österreich seit Beginn der Messungen im Jahr 1767. Seit Beginn der Industrialisierung ist die Temperatur im globalen Durchschnitt um knapp ein Grad Celsius gestiegen, in Österreich ist der Anstieg mit zwei Grad Celsius doppelt so hoch. Ein Temperaturanstieg, der nicht ohne Folgen bleibe, sagt Adam Pawloff, Umweltsprecher von Greenpeace Österreich.

Ö1-Sendungshinweis

Über den Greenpeace-Report berichten auch die Journale am 12. September um 6.00 Uhr.

Gletscher schmelzen, Böden tauen auf

Der Bericht von Greenpeace dokumentiert die regional sehr unterschiedlichen Folgen der Klimakrise. Im hochalpinen Westen des Landes schmelzen die Gletscher mit dramatischer Geschwindigkeit. In Salzburg tauen beispielsweise alpine Permafrostböden auf. Das sind Böden in großer Höhe, die eigentlich das ganze Jahr hindurch gefroren sind.

Steinlawine oberhalb der Kapruner Stauseen: Hubschrauber und Bergretter sind vor Ort

APA/BERGRETTUNG KAPRUN

4. September 2019: Abgang einer Steinlawine oberhalb der Kapruner Stauseen

„Die Permafrostböden halten die Berge im Prinzip zusammen“, so Pawloff. Wegen der steigenden Temperaturen nimmt die Stabilität der Böden ab. Es kommt vermehrt zu Steinlawinen wie jener in den Hohen Tauern, die vor einer Woche vier Wanderer verschüttete und ein Menschenleben forderte. Laut Greenpeace werde es im Westen Österreichs zukünftig vermehrt zu Steinlawinen kommen.

Wetterextreme nehmen zu

Auch im Osten Österreichs zeigen sich die Folgen der Klimakrise schon heute: Der Neuseesiedlersee im Burgenland ist laut Prognosen ernsthaft bedroht. „Hier handelt es sich um einen Steppensee, der in den nächsten Jahrzehnten vollständig austrocknen und verschwinden könnte“, so Pawloff. In den umliegenden landwirtschaftlichen Gebieten habe man mit Trockenheit und Ernteausfällen zu rechnen.

Doch die Klimakrise führt in Österreich nicht nur zu Hitze und Dürre, sondern auch zu extremeren Wetterereignissen. Im nördlichen Oberösterreich und Niederösterreich beobachtet man schon jetzt mehr Stürme, Starkniederschläge und Hochwasser. „Wenn es zu Regen oder zu Hagel kommt, dann kommt einfach deutlich mehr als früher“, so der Greenpeace-Sprecher. Eine Analyse, die eine internationale Studie unterstützt, die vor Kurzem im Fachmagazin „Nature“ erschienen ist (science.ORF.at hat darüber berichtet).

Österreich nach wie vor Klimaschlusslicht

An den Bericht knüpft Greenpeace eine Reihe von Forderungen an die derzeit wahlwerbenden Parteien und damit an die nächste Regierung. Beim Klimaschutz sei Österreich nach wie vor Schlusslicht, kritisiert die Umweltorganisation. Während in der Europäischen Union die Treibhausgasemissionen in den vergangenen Jahren gesamt gesunken sind, stagnieren die Werte in Österreich.

Das müsse sich schleunigst ändern, heißt es von Greenpeace. Es brauche eine Steuerreform, die klimaschädliches Verhalten hoch besteuert und klimafreundliches Verhalten belohnt, ein Ende fossiler Treibstoffe im Verkehr und eine nachhaltige Energiewende. Nur so könne Österreich dazu beitragen, der Klimakrise entschieden entgegenzutreten.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

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