Als sich Springkrebse in Europa tummelten

Zur Zeit der Dinosaurier bedeckte ein flaches Meer (Tethys) das heutige Mitteleuropa. Dort tummelten sich verschiedenste kleine Springkrebse in den Korallenriffen, wie die weltweit größte Fossiliensammlung der Tierchen im Naturhistorischen Museum Wien zeigt.

„Ich war überwältigt von der Sammlung von 150 Millionen Jahren alten Fossilien, über die ich im Naturhistorischen Museum gestolpert bin“, erklärt Christina Robins von der University of California in einer Aussendung. Sie zählte dort 2.348 Springkrebs-Relikte, die aus Ernstbrunn (NÖ) stammen. „Dank eines sehr engagierten Sammlers, der einst Unmengen zusammengetragen hat, haben wir jetzt eine wirklich großartige Momentaufnahme, wie die Springkrebs-Fauna und die dazugehörige Riff-Bewohnerschaft damals ausgesehen hat“, so die Forscherin. Von vier der sechs bekannten Springkrebs-Familien beherbergt die Sammlung die bisher ältesten Exemplare.

Links ein moderner Springkrebs, rechts das älteste gefundene Fossil (150 Mio. Jahre)

Cristina Robins & Adiel Klompmaker, UC Berkeley

Links ein moderner Springkrebs, rechts das älteste gefundene Fossil (150 Mio. Jahre)

Springkrebse (Galatheidae) sind nebst Krabben und Hummern eine eigene Familie der „Höheren Krebse“. Sie sind oft farbenprächtig und meist nur Fingernagel-klein, obwohl es bis zu 15 Zentimeter große Exemplare gibt. Sie sind stets weniger breit als lang und laufen auf drei Beinpaaren, während Krabben vier nutzen. Ihr erstes Beinpaar trägt Scheren, ist meist länger als der Körper und wird weit vorgestreckt.

Das Springkrebs-Ensemble aus dem Weinviertler Ort umfasste 53 Arten, 22 Gattungen und sechs Familien. Computeranalysen deuten darauf hin, dass dies ein beinahe vollständiges Bild der damals vorkommenden Springkrebs-Vorkommen ist, so die Forscher in dem Fachartikel. Sie waren damals viel variantenreicher als 50 Millionen Jahre später, wie ein Vergleich mit 100 Millionen Jahre alten Fossilien aus der Kreidezeit zeige, die aus Spanien stammen. Heutzutage würde ihr Lebensraum, die Riffe, zunehmend in Mitleidenschaft genommen, und wenn dies so weitergeht, würden die Springkrebse in ihrer Zahl und in ihrem Artenreichtum bald große Verluste erleiden, meinen sie.

Doch auch in der Dino-Zeit war für die kleinen Krebstiere nicht alles eitel Wonne. Jedes zehnte Exemplar wurde von Parasiten geplagt, wie Beulen in den Kiemenregionen verraten, erklären die Forscher. Dies waren vermutlich blutsaugende Meerasseln, deren Nachfahren auch die heutigen Springkrebse peinigen.

science.ORF.at/APA

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