Schlappohren machen krank

Kaninchen mit Hängeohren sehen süß aus, doch der Preis der Überzüchtung ist hoch: Die Tiere haben gesundheitliche Probleme und leiden unter Schmerzen. Veterinärmediziner raten vom Kauf ab.

Erst kürzlich bekannte der australische Hundezüchter Wally Conron, er bereue zutiefst, eine Kreuzung von Labrador und Pudel in die Welt gesetzt zu haben. „Ich habe die Büchse der Pandora geöffnet und Frankensteins Monster herausgelassen“, sagte Conron im Interview mit dem australischen Sender ABC. Der Grund: Der sich immer größerer Beliebtheit erfreuende Labradoodle – so heißt diese Kreuzung – ist oft krank, verhaltensauffällig, hat Hüftprobleme und Erbdefekte.

Kaninchen mit Schlappohren sitzt auf dem Rasen

OLIVIER MORIN / AFP

Dass ähnliches auch für andere Haustierarten gelten könnte, Kaninchen beispielsweise, hatte man bereits vermutet, doch die Belege dafür waren bloß anekdotischer Natur. Nun haben Forscherinnen des Royal Veterinary College in Hatfield, England, eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme nachgeliefert – und die wirft einmal mehr grundsätzliche Fragen auf: Wie wohl fühlen sich Haustiere in ihrem Körper? Haben sie nicht ein Recht darauf, gesund geboren zu werden?

Probleme mit Ohren und Zähnen

Wie die Tiermedizinerin Charlotte Burn mit ihrem Kollegen Jade Johnson im Fachblatt „Veterinary Record“ berichtet, haben Kaninchen mit Hängeohren häufig verengte Hörkanäle (43-fach erhöhtes Risiko), die Folge sind schmerzhafte Infektionen, die sogar zur Taubheit führen können. Schmerzhaft sind mitunter auch die Fehlstellungen der Schneidezähne und Backenzähne (23- bzw. 12-faches Risiko). Vor allem dann, wenn sich an den Zähnen unnatürlich scharfe Kanten bilden, was laut Burn und Johnson ebenfalls häufig vorkommt.

Die Liste der potenziellen Gesundheitsprobleme dieser offenbar überzüchteten Kaninchenrassen ist lang, kurz indes ist der Befund aus tierethischer Sicht: Schlappohren mögen für das menschliche Auge knuddelig aussehen, aber die Tiere zahlen einen hohen Preis dafür. Sie leiden – und das sei nicht akzeptabel, sagt Daniella Dos Santos, die Präsidentin der British Veterinary Association. „Es ist entscheidend, dass zukünftige Haustierbesitzer mehr auf die Gesundheit ihrer Tiere achten als auf das Aussehen.“ „Health over looks“, lautet Dos Santos‘ bündige Empfehlung: „Finden sie ein Tier, das gesund und glücklich ist. Und sorgen Sie dafür, dass es auch so bleibt.“

Robert Czepel, science.ORF.at

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