Physiknobelpreis für Planetenjäger

Der Nobelpreis für Physik geht zur Hälfte an den Kanadier James Peebles für seine theoretischen Beiträge zur Evolution des Universums, die andere Hälfte erhalten die beiden Schweizer Michel Mayor und Didier Queloz: Sie haben den ersten Exoplaneten entdeckt, der um einen sonnenähnlichen Stern kreist.

Das gab heute das Nobelpreiskomitee in Stockholm bekannt. Die Auszeichnung ist wie im Vorjahr mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 830.000 Euro) dotiert. Die feierliche Überreichung findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Die drei Physik-Nobelpreisträger des Jahres 2019

ASSOCIATED PRESS

Die Laureaten im Fach Physik

Die Arbeiten James Peebles’ (84) von der Princeton University lieferten die Grundlage für unser Verständnis der Geschichte des Universums vom Urknall bis heute, hieß es. „Ich habe das nicht alleine geschafft“, sagte Peebles nach der Bekanntgabe am Telefon. „Bis in die 1980er Jahre war die Kosmologie ein relativ kleines Feld. Es ist gewachsen - und ich bin mitgewachsen.“ Neben den Erkenntnissen, für die er nun geehrt werde, dürfe man nicht vergessen, dass er auch „viele falsche Ideen publiziert“ habe, sagte Peebles (mehr dazu in einem Interview mit Adam Smith von der Nobelstiftung).

Die Matrix des Universums

Nach dem Urknallmodell entstand das Universum vor 13,8 Mrd. Jahren und war in dieser ersten Phase extrem heiß und dicht. Seither expandiert das Universum, wird größer und kälter. Rund 400.000 Jahre nach dem Urknall wurde es transparent, und Licht konnte durch den Raum reisen. Noch heute ist diese alte Strahlung als „kosmische Hintergrundstrahlung“ überall zu finden und birgt viele Informationen über die Geburt des Universums.

Peebles war mit seinen theoretischen Werkzeugen und Berechnungen in der Lage, diese Spuren über den Anfang des Universums zu interpretieren und neue physikalische Prozesse zu entdecken. Die Ergebnisse zeigten, dass die Materie, aus der Galaxien und Sterne bestehen, nur etwa fünf Prozent der gesamten Masse und Energie des Universums ausmachen, der Rest ist weitgehend rätselhaft - Dunkle Materie und Dunkle Energie.

Entdeckung des ersten Exoplaneten

Michel Mayor (77) von der Universität Genf und Didier Queloz (53), ebenfalls tätig an der Uni Genf sowie an der Universität Cambridge, gaben 1995 die erste Entdeckung eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems bekannt, der den Namen „51 Pegasi b“ erhielt. Es handelt sich um einen Gasplaneten, vergleichbar mit dem Jupiter.

Diese Entdeckung habe „eine Revolution in der Astronomie ausgelöst, über 4.000 Exoplaneten wurden seither in der Milchstraße gefunden“, heißt es seitens des Nobelpreiskomitees. Unter den neu entdeckten Planeten befänden sich „seltsame neue Welten“, in einer unglaublichen Fülle an verschiedenen Größen, Formen und Bahnen. Eine Einsicht, die ebenfalls wie Peebles’ theoretische Arbeiten zu einer nachhaltigen Umgestaltung unseres Weltbildes geführt hat.

Exoplaneten sind schwer zu beobachten, weil sie nicht selbst leuchten. Um den Himmelskörper dennoch nachweisen zu können, bedienten sich die beiden Schweizer Forscher der Radialgeschwindigkeitsmethode. Dabei macht man sich die Tatsache zunutze, dass die Schwerkraft des Exoplaneten die Bewegungen seines Sterns geringfügig beeinflusst.

Medizinpreis für den Sauerstoffsensor

Am Montag war der Nobelpreis für Medizin Gregg Semenza (USA), William Kaelin (USA) und Peter Ratcliffe (Großbritannien) zuerkannt worden. Sie hatten gezeigt, wie Zellen den Sauerstoffgehalt in ihrer Umgebung wahrnehmen und auf Veränderungen reagieren.

Am Mittwoch werden die Träger des Chemienobelpreises verkündet. Es folgt die Bekanntgabe der diesjährigen Literaturnobelpreisträger. In diesem Jahr werden zwei Autoren geehrt, da der Preis 2018 nach einem Skandal im Jurygremium nicht vergeben wurde. Am Freitag wird bekanntgegeben, wer den diesjährigen Friedensnobelpreis erhält. Der Reigen endet am kommenden Montag mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten Wirtschaftsnobelpreis.

Im vergangenen Jahr hatten Arthur Ashkin (USA), Gerard Mourou (Frankreich) und Donna Strickland (Kanada) den Nobelpreis für Physik für die Entwicklung hochpräziser Werkzeuge aus Licht bekommen.

science.ORF.at/APA/dpa

Mehr zu diesem Thema: