Winterschlaf hat seinen Preis

Tiere senken beim Winterschlaf ihre Körpertemperatur ab, um Energie zu sparen. Doch je tiefer die Temperatur, desto höher ist der Preis: Die Alterung der Zellen wird dadurch beschleunigt. Diese Schäden können laut Forschern nur mit großem Energieaufwand behoben werden.

Die Forscher vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Uni Wien ließen Siebenschläfer und Gartenschläfer im Labor bei unterschiedlichen Temperaturen Winterschlaf halten. Wie zu erwarten, verbrauchten die Tiere, die bei 14 Grad Celsius überwinterten, mehr Energie als jene, die bei drei Grad schliefen. Doch die Telomere, die Schutzkappen der Chromosomen, blieben bei den wärmer gehaltenen Tieren weitgehend intakt, während sich bei den Tieren, die der tieferen Temperatur ausgesetzt waren, die Telomere deutlich verkürzten.

Siebenschläfer auf einem Baum

Claudia Bieber

Siebenschläfer

Die Länge der Telomere wird üblicherweise als Marker für die Alterung des Körpers verwendet. Die Endkappen der Chromosomen verkürzen sich nach jeder Zellteilung, aber auch bei oxidativem Stress. Kann die Telomerlänge nicht wiederhergestellt werden, stirbt die Zelle ab.

Zellulärer Kompromiss

„Ein tiefer Winterschlaf ist mit Kosten auf zellulärer Ebene verbunden, also einer verstärkten Verkürzung der Telomere, die von den Tieren aktiv und energetisch aufwendig ausgeglichen werden muss“, erklärte Studienautorin Julia Nowack, die mittlerweile an der Liverpool John Moores University (Großbritannien) arbeitet, in einer Aussendung der Vetmeduni.

Die Wissenschaftler vermuten, dass es sich um einen Kompromiss zwischen der Beibehaltung intakter Telomere, also eine Investition in das Überleben der Zellen, und der Maximierung der Energieeinsparung durch Winterschlaf bei niedriger Körpertemperatur handelt. Angesichts des hohen energetischen Aufwands für die Telomer-Reparatur gehen die Forscher davon aus, dass der Anteil an Energie, den Tiere durch tiefen Winterschlaf einsparen können, bisher überschätzt wurde.

science.ORF.at/APA

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