Schrumpft global, aber nicht lokal

Weltweit schrumpft die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten - allem voran wegen der Klimakrise. Wie eine neue Studie aber zeigt, verläuft dieser Prozess lokal sehr unterschiedlich. Arten tauschen sich aus, in manchen Regionen gibt es nun sogar mehr als zuvor.

In Österreich galten Wolf, Biber und Seeadler als ausgestorben. Auch Edelweiß und Enzian findet man hierzulande immer seltener. Unterdessen sind der Riesen-Bärenklau sowie die nordamerikanische Bisamratte und der Waschbär heimisch geworden.

Wie sich die Tier- und Pflanzenwelt verändert, zeigt nun auch eine aktuelle Studie im Fachjournal „Science“. Demnach kommen an manchen Orten invasive Arten dazu, in anderen Regionen wiederum verdrängen oder ersetzen fremde Pflanzen und Tiere komplett die heimischen. „Lokal betrachtet hat sich die Anzahl der einzelnen Arten über die letzten Jahrzehnte kaum verändert hat“, erklärt der Biodiversitätsforscher Shane Blowes vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung.

Korallenriff

Maria Dornelas

Starke Veränderungen im Meer

Das heißt, es gibt zwar weltweit immer weniger Arten, lokal werden die Lücken aber ausgeglichen. Innerhalb von zehn Jahren verändert sich in einer Region im Durchschnitt etwa ein Viertel der Tier- und Pflanzenarten, so die Autoren, die knapp 250 Studien ausgewertet und analysiert haben. Stärker sind die Veränderungen in tropischen Gewässern sowie in den Polarregionen. „Hier gibt es sowohl enorme Artenverluste als auch großen Zuwachs durch bisher fremde Arten. Die Veränderungsrate liegt hier etwa bei einem Drittel“, so Blowes.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 18.10., 12:00 Uhr.

So beobachten Forscher beispielsweise, dass bestimmte Arten aus den immer wärmer werdenden Gewässern verschwinden und nordwärts wandern. Besonders stark ist der Artenaustausch zudem vor der Küste Westaustraliens sowie im westlichen Atlantik. „Am Land wiederum ist der Wechsel unterdurchschnittlich“, so der Studienleiter. Betroffen sind hier aber vor allem Regionen, wo beispielsweise intensive Landwirtschaft betrieben oder viel Boden verbaut wird. „Wir vermuten, dass der Austausch in marinen Systemen größer ist, weil es weniger Barrieren gibt.“

Schmetterling

Maria Dornelas

Klimawandel als Triebfeder

Hauptverantwortlich für den weltweiten Artenverlust und -austausch machen die Forscher die Klimaerwärmung. „Es gibt aber auch noch zahlreiche andere Faktoren, wie Umweltverschmutzung und das Ausbeuten von natürlichen Ressourcen.“

Die Studie soll helfen, gezielter Schutzmaßnahmen für besonders bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu setzen. Welche Konsequenzen der globale Artenverlust bzw. die lokalen Veränderungen tatsächlich haben, ist noch unklar, so der Biodiversitätsforscher Blowes. Befürchtet wird aber, dass der Rückgang vieler Bestäuber beispielsweise massive Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion haben könnte. Zudem könnten ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht gelangen, warnen Forscher immer wieder.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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