11.000 Forscher erklären „Klimanotfall“

US-Präsident Trump hat das Pariser Klimaabkommen aufgekündigt. Gleichzeitig warnen heute mehr als 11.000 Wissenschaftler vor einem weltweiten „Klimanotfall“. Und ein neuer Bericht zeigt: Die bisherigen Pläne zum Klimaschutz sind unzureichend.

Knapp vier Wochen vor dem UN-Klimagipfel haben die Forscher aus 153 Ländern im Fachjournal „BioScience“ eine Erklärung veröffentlicht. „Wissenschaftler haben eine moralische Pflicht, die Menschheit vor jeglicher katastrophaler Bedrohung zu warnen“, sagt Koautor Thomas Newsome von der University of Sydney. „Aus den vorliegenden Daten wird klar, dass wir einem Klimanotfall gegenüberstehen.“

„Obwohl global seit 40 Jahren verhandelt wird, haben wir weiter gemacht wie vorher und sind diese Krise nicht angegangen“, erklärt William Ripple, der den Zusammenschluss der Wissenschaftler gemeinsam mit seinem Kollegen Christopher Wolf von der Oregon State University in den USA anführt. „Der Klimawandel ist da und er beschleunigt sich rascher als viele Forscher erwartet hatten.“

Offizieller Ausstieg

Am Montagabend ist bekannt geworden, dass die USA - wie von Trump angekündigt - bei den Vereinten Nationen offiziell ihre Kündigung für das Pariser Abkommen eingereicht haben. Von Brüssel über Berlin bis Moskau gab es Kritik an dem Schritt. Allerdings zeigt eine neue Untersuchung („The Truth Behind the Climate Pledges“) auf, dass auch der Rest der Welt größtenteils beim Einsparen von Treibhausgasen nicht das liefert, was Klimawissenschaftler für notwendig halten.

Fast drei Viertel der 184 Zusagen zum Einsparen von Treibhausgasen, die Länder im Rahmen des Pariser Abkommens eingereicht haben, sind demnach nicht ehrgeizig genug. Gemessen am Ziel, den Ausstoß bis 2030 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren, seien nur die 28 EU-Staaten gemeinsam und sieben weitere Länder auf Kurs, heißt es in einer am Dienstag vorgestellten Auswertung von fünf Autoren, von denen vier auch schon für den Weltklimarat IPCC gearbeitet haben.

Neue Pläne nötig

Im Pariser Abkommen haben sich fast alle Staaten der Welt das Ziel gesetzt, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst 1,5 Grad zu begrenzen, um katastrophale Folgen wie Hitzewellen und Dürren, extreme Regenfälle und den Anstieg der Meeresspiegel zu begrenzen. Ginge es weiter wie bisher, läge der Anstieg Ende dieses Jahrhunderts wohl bei gut drei Grad.

Der vergangene Monat war nach Angaben des EU-Klimawandeldienstes Copernicus der global wärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen dort 1981. Der Oktober sei damit der fünfte Monat in Folge, der bisherige Rekordtemperaturen übertraf oder nahe an diese herankam,

Es ist schon lang klar, dass die Klimaschutz-Pläne in der Summe nicht ausreichen. Alle fünf Jahre sollen sie dem Pariser Abkommen zufolge deshalb nachgeschärft werden. 2020 ist es soweit, dann sollen neue Pläne auf dem Tisch liegen.

Hauptverursacher säumig

Besonders im Fokus der Autoren des neuen Berichts zu den nationalen Zusagen stehen vier Nationen, die zusammen mehr als die Hälfte der weltweiten Treibhausgase ausstoßen: China, Indien, die USA und Russland. China und Indien haben bisher nur zugesagt, die Emissionen langsamer wachsen zu lassen als ihre Wirtschaft. Russland hat noch keinen Plan eingereicht - und die USA verabschieden sich aus dem Abkommen. Allerdings tritt die Kündigung erst nach einem Jahr in Kraft.

US-Präsident Donald Trump hatte diesen Schritt bereits im Juni 2017 angekündigt. Das Pariser Klimaabkommen trat vor genau drei Jahren in Kraft - so lange musste der Pakt wirksam sein, bevor ein Staat austreten durfte. Sein Land werde auch weiter mit Partnern zusammenarbeiten, „um die Widerstandskraft gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken“, erklärte Außenminister Mike Pompeo.

Trump hatte das Abkommen als zu kostspielig und den Vereinigten Staaten gegenüber unfair kritisiert. In den USA beginnt gerade der Präsidentschaftswahlkampf. Führende Demokraten kritisierten den Schritt scharf. Trump begehe damit Verrat an der Zukunft aller Kinder, erklärte die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi.

science.ORF.at/APA/dpa

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