Qualleninvasion: Fische treten Flucht an

Das von Quallen abgesonderte Gift verursacht Schmerzen und kann sogar Muskellähmungen auslösen: Treten die Nesseltiere in Schwärmen auf, suchen offenbar nicht nur Badegäste das Weite.

In diesem Fall wird es selbst für Buntbarsche unbehaglich, wie Mitarbeiter von Kristina Sefc vom Institut für Biologie der Universität Graz erkannt haben. Ihre Beobachtungen hatten sie im Frühjahr 2018 am ostafrikanische Tanganjikasee gemacht. Sie wurden in der jüngsten Ausgabe des Journals „Open Science“ der Royal Society publiziert.

Unter Steinen versteckt

Der Tanganjikasee zählt, was Süßwasserfische anbelangt, zu den artenreichsten Gewässern der Welt. Biologen der Uni Graz erforschen seit rund 20 Jahren die Evolution und das Verhalten der Buntbarsche im südlichen Teil des rund 670 Kilometer langen Sees. Dort fühlt sich auch die kleine Süßwasserqualle Limnocnida tanganyicae wohl. Angetrieben von Wind und Strömung kann es an der Küste auch zu einem Massenauftreten kommen.

„Meine Mitarbeiter wollten eigentlich eine spezielle Buntbarsch-Art beobachten, das Auftreten der Quallen in Schwärmen hat sie aber in dieser Arbeit beeinträchtigt. Also haben sie sich das Zusammenspiel von Barschen und Quallen angesehen“, erzählt Sefc.

Buntbarsch und Quallen unter Wasser

APA/KARL-FRANZENS-UNIVERSITÄT GRAZ/ANEESH P.H. BOSE

Laut der Grazer Biologin reagierten die Barsche auffällig: „Sie haben sich unter Steine und in Ritzen versteckt, um nicht mit den Quallen in Kontakt zu kommen. Wenn die Quallen da waren, war der Raum um sie herum schnell einmal leer.“

Auch auf Meere übertragbar

Insgesamt hätten die Fische ihre Schwimm- und- Territorialverteidigungsaktivitäten reduziert und vorgezogen, näher am Felsen zu bleiben. „Damit haben sie Energie gespart. Die Quallen traten mehrere Tage hintereinander mit Unterbrechungen auf, längerfristig wäre möglicherweise auch die Nahrungs- und Partnersuche beeinträchtigt worden“, so die Wissenschafterin.

Die Studie ist laut Sefc die erste, die die Auswirkungen des Massenauftretens der Nesseltiere auf das Fischverhalten dokumentiert. Sefc und ihre Mitarbeiter gehen davon aus, dass die neuen Erkenntnisse in gewissem Maße auch auf marine Küstengebiete übertragbar sein könnten. Bei künftigen Studien will man weiterhin ein Auge darauf haben: „Es haben sich viele Fragen aufgetan. Aber so ein Massenauftreten ist schwer planbar.“

science.ORF.at/APA

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