Stadtpflanzen blühen früher - aber nicht immer

Städte sind Wärmeinseln, Pflanzen blühen dort deshalb oft früher als auf dem Land. Das gilt aber nur in kälteren Klimazonen, wie nun Forscher berichten. In wärmeren Gebieten tragen Stadtpflanzen hingegen später Blätter und Blüten.

„Das liegt daran, dass für die Pflanzenentwicklung dort Trockenheit wichtiger ist als die Temperatur“, erklärt Georg Wohlfahrt vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck gegenüber science.ORF.at.

20.000 Standorte in Europa ausgewertet

Mit Kollegen hat Wohlfahrt für eine in "Nature Ecology & Evolution“ erschienene Studie die jahreszeitlichen Aktivitäten von 256 Pflanzenarten an knapp 20.000 Standorten in Europa ausgewertet. Die Forscher untersuchten, ob die Temperatur und der Grad der Verstädterung mit dem Blattwachstum in Zusammenhang steht und ob das auch die Bildung der Früchte und den Abwurf des Laubes beeinflusst.

Pflanzen in der Stadt

Daijiang Li

Fazit: „Die Vegetation beginnt in urbanen Räumen im Mittel um ein bis drei Tage früher mit der phänologischen Frühjahrsphase als im Umland“, so Wohlfahrt in einer Aussendung der Uni Innsbruck: „Um dieselbe Zeitspanne später tritt in Städten die Herbstphase mit Blattverfärbung und Blattfall ein.“ Die Wachstumsperiode der Pflanzen in den Städten Europas sei gegenüber ihren Verwandten auf dem Land deutlich verlängert.

US-Studie zeichnet differenziertes Bild

Eine zweite, zeitgleich erschienene Studie zeichnet ein differenzierteres Bild. US-Forscher haben darin das Phänomen mit Hilfe anderer Daten aus Europa und den USA untersucht.

Ergebnis: Pflanzen entwickeln sich nur in jenen Städten schneller als am Land, die in kühleren Regionen liegen. In wärmeren Gebieten ist der Trend umgekehrt. Während Pflanzen etwa im relativ kühlen New York acht Tage früher blühen als auf dem Land, ist die Blüte im warmen Houston um einen Tag verzögert.

Warum sich dieser Unterschied nicht auch in den Daten der Studie von Georg Wohlfahrt gezeigt hat? „Bei unseren 20.000 Standorten war Nordeuropa überrepräsentiert, wir hatten nur relativ wenige Informationen aus den wärmeren Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich.“

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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