So nachhaltig sind Milchalternativen

Veganer greifen schon lange darauf zurück: auf Milch aus Soja, Reis oder Mandeln. Mittlerweile steigt die Nachfrage nach den pflanzlichen Milchalternativen stark an. Auch weil man ihnen nachsagt, ökologisch nachhaltiger zu sein. Dafür sprechen auch einige Studien.

Ob im Kaffee, Tee oder in der Müslischale - pflanzliche Milchalternativen werden immer beliebter. Laut Prognosen US-amerikanischer Marktforschungsinstitute wird der Umsatz von pflanzlichen Milchprodukten bis 2024 weiter stark wachsen, auf 21 Milliarden US-Dollar weltweit. Grund für die Nachfrage sind einerseits gesundheitliche Überlegungen, also Veganismus oder eine Lactoseunverträglichkeit, andererseits das wachsende Umweltbewusstsein. Sie dürfen jedoch nicht als pflanzliche „Milch“ vermarktet werden. „Milchprodukte“ müssen laut EU-Verordnung tierische Erzeugnisse sein und durch Melken gewonnen werden.

Ö1-Sendungshinweis:

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen Aktuell, am 12.11., um 13.55 Uhr.

ORF2 widmet dem Klimawandel am Dienstag einen Thementag: „Unser Klima - Unsere Zukunft“ mit zahlreichen Dokumentationen, Reportagen und Diskussionen.

Nur ein Drittel der Treibhausgase

Milchalternativen auf pflanzlicher Basis schneiden aus ökologischer Sicht fast immer besser ab als Kuhmilch. Sie verursachen weniger Treibhausgase als das tierische Produkt. Hier kommt es auf die Art der Landwirtschaft, die maschinelle Verarbeitung und die Transportwege wichtige Faktoren. Bei der Kuhmilch seien für den CO2-Fußabdruck etwa die Art des Futters entscheidend, der Energieaufwand im Stall und die Gase, die die Kühe selbst produzieren, sagte Michaela Theurl vom Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien.

Für Drinks aus biologisch angebautem Soja konnten die Sozialökologin und ihre Kollegen etwa ein CO2-Äquivalent von einem halben Kilogramm pro Kilogramm Milch berechnen. Heimische Kuhmilch komme auf einen Wert von ein bis eineinhalb Kilogramm CO2 pro Kilogramm Milch. „Das heißt, diese pflanzliche Alternative hat einen Fußabdruck von 30 Prozent der Milch“, so Theurl.

Bioanbau ist entscheidend

Bei der Kuhmilch sorgen die Kühe selbst für den größten Anteil des Treibhausgasausstoßes. Das Futter wird im Magen fermentiert, und die Kühe stoßen ein Gemisch aus Lachgas, Methan und CO2 auf. Das Futter falle beim CO2-Fußabdruck ebenfalls ins Gewicht. Ob Kühe mit Gras und Heu ernährt werden oder fast ausschließlich mit Kraftfutter aus Weizen, Mais und Soja, sei ein entscheidender Faktor, sagte Theurl - also woher Weizen, Mais und Soja stammen und wie intensiv die Pflanzen dort angebaut wurden.

Ob es sich um Biolandwirtschaft oder konventionellen Anbau handelt, beeinflusst auch den ökologischen Fußabdruck von pflanzlichen Milchalternativen. Dabei seien der Wasserverbrauch und die Düngermenge mitentscheidend, sagte Theurl. Auch der Wassereinsatz muss hier berücksichtigt werden. Ein Team der Yale University konnte beispielsweise zeigen, dass die Mandelproduktion in den USA zwar einen geringen CO2-Fußabdruck hat, der Wasserverbrauch dafür aber sehr hoch ist.

Nach dem Ursprung fragen

Wer in Europa Mandelmilch konsumiert, sollte zudem darauf achten, woher die Grundlage der pflanzlichen Milchalternative stammt. Denn lange Transportwege verschlechtern die Ökobilanz. Und 80 Prozent der weltweiten Mandelproduktion kommt aus dem warmen, aber trockenen Kalifornien.

Sojamilch schneidet bei biologischer Produktion noch besser als Mandelmilch ab, wie eine Studie der Universität Oxford beispielsweise zeigen konnte. Der Sojaanbau verbraucht weniger Land und Wasser als Mandeln oder Reis. Doch auch hier sei es wichtig, nach dem Produktionsort zu fragen, denn der Großteil der weltweiten Sojaproduktion stammt aus Brasilien.

Produkte aus Österreich bevorzugen

Für hiesige Konsumentinnen und Konsumenten würde vermutlich Hafermilch aus biologisch angebautem Hafer aus Österreich ökologisch am besten abschneiden, sagte Theurl. „In Bezug auf die CO2-Emissionen wäre so eine Hafermilch eine echte Alternative zu Kuhmilch, aber das muss einem auch schmecken“, so die Sozialökologin.

Kuhmilch aus Österreich zu konsumieren und damit hiesige Milchbauern zu unterstützen könne allerdings auch sinnvoll sein, ergänzte die Sozialökologin, etwa um diesen heimischen Wirtschaftszweig zu unterstützen. Und die Umstellung auf pflanzliche Milchalternativen allein mache unsere Ernährungsweise noch lange nicht ökologisch nachhaltig.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

Mehr zu dem Thema: