Wie Bienen auf der Welle „surfen“
Besonders an heißen Sommertagen sammeln viele Honigbienen Wasser anstatt Nektar, um den Stock zu kühlen. Dabei fallen sie mitunter bäuchlings in Teiche oder andere kleine Gewässer. Sobald die Flügel nass werden, können die Tiere nicht mehr fliegen. Wie die Forscher um Chris Roh vom California Institute of Technology zuerst in einem Brunnen am Campus und später dann im Labor beobachten konnten, nutzen ihnen die nassen Flügel aber auf andere Weise.
Nachdem das Wasser förmlich an deren Unterseite festklebt, können die Bienen durch kleine Flügelschläge Wellen erzeugen. Sie schieben den Körper vorwärts, das funktioniert ähnlich wie bei einem Wellenreiter oder einem Tragflügelboot, schreiben die Forscher in ihrer soeben in den „PNAS“ erschienenen Studie.
Forscher-Video zu den „surfenden“ Bienen
Sie haben die Tiere mit einer Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt und ihre Bewegung genau analysiert. Die lebensrettenden Wellen verdanken die Bienen auch der Art ihres Flügelschlags: Bei der Abwärtsbewegung sind die Flügel leicht eingedreht, bei der Aufwärtsbewegung leicht ausgedreht – so entsteht mehr Schubkraft.
Die Schläge sind laut den Studienautoren viel langsamer als in der Luft und ihr Radius beträgt oft nicht einmal zehn Grad – in der Luft sind es 90 bis 120. Die Oberseite der Flügel bleibe die ganze Zeit trocken, während die Unterseite am Wasser klebt. Das sei wichtig für den Antrieb. „Wasser ist deutlich schwerer als Luft. Deswegen gehen die Bienen in die Falle. Aber dieses Gewicht nützt den Tieren beim Vorwärtskommen“, erklärt Roh in einer Aussendung zur Studie.
Chris Roh and Mory Gharib / Caltech
Diese Art des Fortbewegung sei bisher nicht bekannt und nicht zu vergleichen mit der anderen teilweise im Wasser lebenden Insekten, wie z.B. Steinfliegen, die gewissermaßen durch Gewässer rudern oder Wasserläufern, die – wie der Name schon nahelegt – über das Wasser laufen, indem sie dessen Oberflächenspannung nutzen.
Im Unterschied zu diesen Tieren sind die „surfenden“ Bienen nicht gerade effizient, betonen die Forscher. Außerdem sei die spezielle Fortbewegung sehr anstrengend. Womöglich hat sie sich nur als eine Art Notprogramm entwickelt. Wie die Autoren schreiben, schaffen die Insekten auf diese Weise maximal zwei bis fünf Minuten bzw. fünf bis zehn Meter. In vielen Fällen reicht das aber vermutlich aus, um das sichere Ufer eines Teiches zu erreichen. Dort können die Bienen dann in Ruhe trocknen und später weiterfliegen.
Eva Obermüller, science.ORF.at