„Lernen ohne Lärm“ - für leiseren Unterricht

Zu viel Lärm stört die Konzentration und kann der Gesundheit schaden. Gerade dort, wo man sich besonders konzentrieren sollte, ist es aber oft zu laut – nämlich in Klassenzimmern. Das Projekt „Lernen ohne Lärm“ hat nach Gegenmaßnahmen gesucht, die nun präsentiert werden.

Seit zwei Jahren läuft das Projekt des Umweltdachverbands, bei dem in 16 österreichischen Bildungseinrichtungen Wege zum „Lernen ohne Lärm“ erarbeitet wurden. Dass es in Klassenzimmern oft zu laut ist, zeigen auch mehrere Studien. Darin wurden im Unterricht teilweise Lautstärken von bis zu 80 Dezibel gemessen – das ist etwa so laut wie ein vorbeifahrender Lkw.

Gesundheitliche Schäden

Der andauernde Umgebungslärm schade Kindern und Jugendlichen, erklärte die Projektleiterin Anna Streissler vom Umweltdachverband: „Unmittelbare Folgen können sein, dass sich die Schüler schlechter konzentrieren können und dass dadurch ihre Leistungen nicht so gut sind, wie sie sein könnten.“ Auch langfristige Schäden sind durch den Lärm im Klassenzimmer möglich. So zeigte die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2017 auf, dass Lärm zu den häufigsten Ursachen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Europa zählt.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 21.11., 13.55 Uhr.

Das Lehrpersonal ist von den gesundheitlichen Schäden ebenfalls betroffen. „Lehrerinnen und Lehrer sind eine Berufsgruppe, die ständig mit Lärm konfrontiert sind. Etliche davon tragen bereits Hörgeräte, weil sie Höreinschränkungen haben“, so Streissler. Außerdem würden Lehrer ebenso wie Schüler unter dem Stress leiden, den zu viel Lärm erzeuge.

Wege zum Lernen ohne Lärm

Um den Lärmpegel in österreichischen Bildungseinrichtungen dauerhaft zu senken, brauche es verschiedene Bereiche, die ineinandergreifen, sagte Streissler: „Wichtig ist zum Beispiel die Sensibilisierung der Schüler und Lehrer, aber auch das Setzen von raumakustischen Maßnahmen und die Verbesserung von organisatorischen Prozessen können den Lärmpegel nachhaltig senken.“

Laut der Projektleiterin kann bereits das Tragen von geeigneten Hausschuhen oder das Montieren von weichen Materialien unter Sesselbeinen für eine angenehmere Geräuschkulisse sorgen. Auch schallabsorbierende Paneele können an Wänden und Decken montiert werden, die im Werkunterricht von den Schülern selbst gebaut werden können.

Besonders wichtig ist für Streissler aber, dass Schülerinnen und Schüler direkt in die Prozesse eingebunden werden. „Nur, wenn die sich selber fragen, warum es so laut im Klassenzimmer ist, sind langfristige Verbesserungen möglich“, erklärte sie.

Bausteine für einen ruhigen Unterricht

Die im Projekt erarbeiteten Möglichkeiten, den Lärmpegel in Bildungseinrichtungen zu senken, werden bei einer Konferenz in Wien präsentiert. Die Ideen und Vorschläge des Projektteams können auch auf der Website des Projekts nachgelesen werden. „Wir bieten Bausteine an, die sich jede Bildungseinrichtung zunutze machen kann. Die auf die einzelnen Bildungseinrichtungen abgestimmte Kombination dieser Bausteine kann dann, unserer Erfahrung nach, zielführend sein, um den Lärmpegel in Kindergärten und Schulen nachhaltig zu senken“, betonte Streissler.

Raphael Krapscha, Ö1-Wissenschaft

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