Nasenspray-Impfstoff heuer nicht auf dem Markt

Jetzt, vor Beginn der Grippewelle, ist der ideale Zeitpunkt, sich impfen zu lassen. Ein bestimmter Grippeimpfstoff steht heuer jedoch nicht zur Verfügung - und zwar der Nasenspray-Impfstoff für Kinder bis 18 Jahre.

Die Österreicher und Österreicherinnen mögen die Grippeimpfung nicht. Seit Jahren lassen sich nur wenige impfen, bestätigt Monika Redlberger-Fritz von der Medizinischen Universität Wien: „Wir haben immer noch nur eine Durchimpfungsrate zwischen sechs und sieben Prozent.“

Dabei wäre die Grippeimpfung für alle Altersgruppen sinnvoll, sowohl für die Generation 60 plus, als auch für Klein- und Kleinstkinder. Das Influenza-Virus werde unterschätzt. Bei älteren Männern und Frauen kann das Virus infolge der Erkrankung zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Bei Kindern wiederum kann das Immunsystem überreagieren - mit zum Teil dramatischen Folgen. „Wir haben alljährlich Fälle von komplett gesunden jungen Kindern, die an der Grippe versterben“, so Redlberger-Fritz.

Ein Kind erhält eine Grippeimpfung in die Nase

AFP

Um Kindern die Impfung mit einer Nadel zu ersparen, hat das Pharmaunternehmen AstraZeneca 2014 einen Grippeimpfstoff auf den Markt gebracht, der mittels Spray in die Nase verabreicht wird. Dieser hat einen hohen Wirkungsgrad, ist aber heuer in Österreich nicht erhältlich, bestätigt die Medizinmarktaufsicht gegenüber Ö1.

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 21.11., 7:00 Uhr.

„Die private Nachfrage nach Grippeimpfstoffen ist allgemein gering und insbesondere in der Zielgruppe (Zulassung für Kinder zwischen zwei und 18 Jahren) klein“, heißt es vonseiten AstraZeneca. Und weiters: „Die von der WHO für diese Saison empfohlenen Stämme für die Influenzaimpfung zeigten ferner eine geringere Ausbeute und ein langsameres Wachstum, was zu einer insgesamt reduzierten Menge und einer späteren Verfügbarkeit an Ware (Jänner 2020) führte.“ Der nasale Grippeimpfstoff werde deshalb heuer nicht auf den Markt in Österreich kommen, einzelne Präparate könnten aber aus anderen Ländern Europas bezogen werden.

Ob Impfstoffe passen, noch unklar

Ohne Nadelstich geht es in Österreich heuer also nicht. Neun Grippeimpfstoffe verschiedener Pharmakonzerne stehen zur Verfügung. Mehrheitlich handelt sich dabei um sogenannte 4-Fach-Impfstoffe, die die verschieden Virenstämme der Influenza A und B abdecken. Ob der Impfstoff heuer passen wird oder nicht, ist noch unklar. Die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizinuni: „Es gibt vier Influenza-Viren, die Menschen krank machen können, und im Moment haben wir erst zwei detektiert, nämlich ein H1N1 und das Influenza B Yamagata Virus von Reiserückkehrern. Diese passen mit den Impfstoffen überein, über alle anderen Viren können wir noch keine Aussage treffen.“

Eines ist jedoch aus wissenschaftlicher Sicht jetzt schon klar: eine Grippewelle wird kommen. Ob sie stark oder schwach ausfallen bzw. welches Virus dominant sein wird, weiß keiner. „Es gab in den letzten 15 Jahren keine Saison, die mich nicht in irgendeiner Art und Weise überrascht hätte“, so Redlberger-Fritz vom Institut für Virologie. „Das einzige, was mit Sicherheit gleichbleibt, ist die Überraschung der Grippe.“

Gudrun Stindl, Ö1-Wissenschaft

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