Wie Milben-Mütter ihre Söhne beeinflussen

Spinnmilben-Frauen ändern nicht nur ihr eigenes Paarungsverhalten, wenn sie von fremden Milben umgeben sind, sondern auch das ihrer Söhne. Wie Forscher berichten, bewachen die männlichen Nachkommen dann ihre Weibchen extrem eifrig.

Der Wiener Verhaltensforscher Peter Schausberger, der am Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien forscht, setzte mit Kollegen weibliche „Gemeine Spinnmilben“ (Tetranychus urticae) auf Pflanzen, und dazu Spinnmilben derselben oder einer fremden Population (aber derselben Art). „Die Mütter einer Population haben ihre eigene Reproduktion völlig in die Höhe gefahren, wenn sie wahrgenommen haben, dass Individuen einer anderen Population vorhanden waren, und viel mehr Eier gelegt, als wenn sie nur von Männchen ihrer eigenen Population umgeben waren“, erklärt er im Gespräch mit der APA. In Anwesenheit der fremden Paarungspartner produzierten sie dementsprechend auch mehr Nachkommen.

Die Spinnmilben-Mütter beeinflussten aber auch generationsüberschreitend die Reproduktionstaktik ihrer Söhne, sagt der Forscher. Sie bewachten die Weibchen viel intensiver, wenn ihre Mütter Individuen einer anderen Population wahrgenommen hatten. „Offensichtlich waren sie viel eifrigere Wächter, um die eigenen Weibchen quasi für die Befruchtung zu monopolisieren“, meint er. Die Söhne selbst hatten gar keinen Kontakt mit einer fremden Population. Sie bekamen demnach die Verhaltensänderung von ihren Müttern „einprogrammiert“.

Bei den Spinnmilben bewachen die Männchen die Weibchen, schon bevor diese erwachsen und geschlechtsreif sind, um sie dann sofort zu befruchten. „Sie tun das, weil bei diesen Tieren normalerweise nur der erste Paarungspartner einen Vaterschaftserfolg hat“, so Schausberger. Unter den Männchen gibt es zwei Typen von Bewachern: Kämpfer, die auf oder neben den jugendlichen Weibchen liegen und ihre Position gegen Artgenossen verteidigen, und Heimlichtuer, die von den anderen nicht als Männchen angesehen und somit auch nicht angefeindet werden. Sie sehen zwar genau so aus, wie die Kämpfer, riechen aber vermutlich anders. „Vielleicht strömen sie einen Weibchenduft aus, jedenfalls werden sie von den anderen Männchen nicht als Rivalen erkannt“, erklärt der Verhaltensforscher.

science.ORF.at/APA

Mehr zum Thema