Quanten verschränken nun auch bei Tageslicht

Verschränkte Quanten sollen einmal die Übertragung von Information revolutionieren. Noch sind sie aber extrem anfällig für Störungen, etwa durch Licht. Wiener Physiker zeigten nun, wie die Verschränkung auch bei Tageslicht funktionieren kann.

Die quantenphysikalische Verschränkung macht es möglich, dass zwei Teilchen - etwa Photonen - wie durch Geisterhand miteinander verbunden bleiben. Die Messung an einem legt unmittelbar den Zustand des anderen fest, auch wenn sie beliebig weit voneinander entfernt sind. Misst man etwa an einem verschränkten Photon beispielsweise die Richtung der Lichtschwingung (Polarisation), schwingt augenblicklich auch das Partnerteilchen in der selben Richtung.

Diese erstaunliche Eigenschaft lässt Forscher und Forscherinnen seit geraumer Zeit an technischen Anwendungen arbeiten. Relativ weit gediehen sind Überlegungen und erste Lösungen zu Quantennetzwerken, wo Informationen zwischen Kommunikationspartnern in Laborexperimenten oder auch bereits zwischen Satelliten und Bodenstationen mittels verschränkter Lichtteilchen ausgetauscht werden. Ansätze zur Informationsübertragung dieser Basis könnten zukünftig auch in eine Art Quanten-Internet münden - woran etwa Wissenschaftler vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) Wien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) arbeiten.

Künstlerische Illustration einer Quantenverschränkung von zwei Lichtteilchen

ÖAW/Harald Ritsch

Künstlerische Illustration einer Quantenverschränkung von zwei Lichtteilchen

Polarisation, Zeitpunkt, Ort

In der Laborumgebung kann man die empfindlichen Quantensysteme relativ einfach gegenüber Störungen abschirmen, außerhalb davon tut man sich bei der Übertragung allerdings mitunter recht schwer, dort nimmt das von den Forschern gefürchtete Rauschen deutlich zu. Vor allem in Anwesenheit vieler anderer Photonen - also bei Tageslicht - kann die im Normalfall flüchtige Verschränkung rasch zerstört werden, heißt es am Donnerstag in einer Aussendung der ÖAW.

Die Wiener Physiker vom IQOQI um Marcus Huber und Sebastian Ecker, dem Erstautor der im Fachjournal „Physical Review X“ erschienenen Arbeit, haben nun die Verschränkung komplexer gestaltet. Während bisher vor allem die Polarisation und der Zeitpunkt der Erzeugung der Photonen als Informationsträger dienten, konnte das Team nun mit dem Erzeugungsort eine weitere Ebene in das Quantensystem einbauen.

Für ein Quanteninternet der Zukunft

Mit dieser höherdimensionalen Verschränkung lässt sich die Anfälligkeit gegenüber Störungen deutlich reduzieren, wie die Wissenschaftler nachwiesen. Unter diesen Voraussetzungen könnten die besonderen Eigenschaften der vielfältig verschränkten Photonen auch bei starkem Hintergrundrauschen noch eindeutig von der Umgebung unterschieden werden, so Huber.

Damit könne nun die Quantenübertragung auch von der Nacht stärker in Richtung Tag verlegt werden. „Quantenverschränkung ist das Rückgrat der Quantenkommunikation. Ein sicheres Quanteninternet kann es nur geben, wenn die Verschränkung weitgehend ungestört übertragen wird. Mit unserem Experiment konnten wir zeigen, wie sich die Verschränkung robuster gestalten lässt“, so Ecker, für den die neuen Erkenntnisse „ein weiterer wichtiger Schritt zum Quanteninternet der Zukunft“ darstellen.

science.ORF.at/APA

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