Forscher statten Plastikhasen mit DNA aus

Schweizer Wissenschaftler rufen ein neues Zeitalter aus: Auch Alltagsobjekte bekommen nun ihr eigenes Erbgut. Den Anfang macht ein Plastikhase aus dem 3-D-Drucker.

Dass die DNA auch als Daten-Archiv genutzt werden kann, wurde in den letzten jahren schon einige Male unter Beweis gestellt. Der Brite Nick Goldman hat etwa ein mp3 von Martin Luther Kings berühmter Rede „I have a dream“ in den Molekülcode der DNA umgeschrieben, das gleiche Kunststück gelang ihm mit Shakespeare-Sonetten, JPEG-Fotos, pdf-Dateien et cetera - im Prinzip lässt sich im Erbmolekül jede Art von Information speichern, die einzige Voraussetzung ist: Die Daten müssen in einen Digitalcode umwandelbar sein. Das ist freilich mehr als Spielerei, denn die Speicherdichte der DNA ist phantastisch hoch, sie übersteigt die Kapazitäten herkömmlicher Festplatten um das Hundertausendfache.

DNA der Dinge

Wissenschaftler der ETH Zürich haben nun einen ähnlichen Versuch unternommen, allerdings mit einem originellen Twist. Für Lebewesen ist die DNA im Prinzip eine Bauanleitung ihrer eigenen Herstellung, das gilt für Einzeller ebenso wie für Pflanzen, Tiere und Menschen – und neuerdings auch für unbelebte Gegenstände: Das Team um den Chemiker Robert Grass hat nämlich einen Plastikhasen aus dem 3-D-Drucker mit einem Erbgut ausgestattet.

Plastikhase aus dem 3D-Drucker

ETH Zurich / Julian Koch

Plastiktier mit Erbgut

Die DNA befindet sich in kleinen Glaskügelchen, die in den Kunstsoff eingebettet sind. Und die im Molekül gespeicherte Information beschreibt wiederum die technische Bauanleitung des Hasen.

Der Hase kann sich sogar fortpflanzen: Wie Grass und sein Team im Fachblatt „Nature Biotechnology“ schreiben, haben sie die DNA aus dem Hasen herausgelöst, die Anleitung ausgelesen und damit wieder einen Hasen hergestellt. Fünfmal insgesamt. Hase Nummer eins ist also quasi der Urururgroßvater von Hase Nummer sechs. Nachdem DNA-haltige Nanokugeln in fast allen Kunststoffen aufbewahrt werden können, bietet diese Methode auch neue Möglichkeiten, um sensible Daten zu verstecken.

Dass für den Machbarkeitsbeweis ein Plastikhase herhalten musste, ist übrigens kein Zufall. Als in den frühen 1990er Jahren die ersten Computerprogramme für 3-D-Design entwickelt wurden, wählten Forscher der Stanford University zunächst mal einen Terracotta-Hasen als Studienonjekt aus - und begründeten eine Tradition: Wo auch immer neue Animationssoftware oder 3-D-Drucker ausprobiert werden, dreidimensionale Hasen sind bis heute immer dabei. Neuerdings auch mit DNA.

Robert Czepel, science.ORF.at

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