Faule Falter schmecken eklig

Ist eine Fledermaus im Anflug, treten Schmetterlinge sofort die Flucht an. Manche Falter scheint die Bedrohung allerdings wenig zu kümmern. Warum bleiben sie so cool?

Der Unterschied zwischen Jäger und Beute ist: Für den Jäger geht es um eine Mahlzeit, für die Beute geht es um alles, nämlich ums Überleben. In dieser Ausgangslage befinden sich auch Fledermäuse und Schmetterlinge. Die Fledermäuse sind schneller, stärker und verfügen außerdem über ein Ortungssystem im Ultraschall, mit der sie ihre Beute auch im Dunklen finden können.

Tarnen oder flüchten

In der direkten Konfrontation haben die Schmetterlinge keine Chance – also bleiben ihnen nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie verwirren ihre Feinde oder sie treten die Flucht an. Ersteres machen zum Beispiel die Luna-Nachtfalter (Actias luna) mit Hilfe langer Anhängsel an den Hinterflügeln. Wie Biologen von der University of Illinois vor ein paar Jahren herausgefunden haben, dienen diese Schwänze der akustischen Tarnung, sie bringen nämlich die Echolotortung der Fledermäuse durcheinander.

Bleiben als Alternative noch Sturzflug und andere Fluchtmanöver. Von dieser Möglichkeit machen ohnehin alle Falter Gebrauch. Oder zumindest fast alle. Nicolas Dowdy von der Wake Forest University ist vor Kurzem aufgefallen, dass es auch solche gibt, die ganz entspannt bleiben, wenn Fledermäuse im Anflug sind. Warum? Weil sie ungenießbar sind, schreibt Dowdy im Fachblatt „Frontiers in Ecology and Evolution“.

Faulheit als Strategie

Vor allem unter den Bärenspinnern gibt es ihm zufolge einige Arten, die den Fledermäusen mit Hilfe chemischer Abwehrstoffe den Geschmack verderben. Die Schwäche dieser Erklärung ist allerdings: Wenn der Schmetterling nur angeknabbert, aber getötet wird, ist damit auch nichts gewonnen. Für die ungenießbaren Schmetterlinge wäre also vernünftig, trotzdem die Flucht anzutreten. Tun sie aber nicht.

Bärenspinner

Dr. Ivan Bolotov

Bärenspinner schmecken nicht immer gut

Das liegt daran, dass solche Flugmanöver auch Nachteile haben, sie sind anstrengend, manchmal riskant (wenn Spinnennetze in der Nähe sind) und sie führen die Schmetterlinge auch weg von ihren Nahrungsquellen und nicht zuletzt auch von ihren Sexualpartnern.

Wenn man diese Faktoren in Bilanz setzt, schreibt Dowdy in seiner Studie, dann ist die Faulheit eine durchaus vernünftige Strategie. Soll heißen: Für die Bilanz sorgt die Natur, die Falter brauchen dafür keinen Funken Vernunft. Jetzt will Dowdy herausfinden, ob es auch bei anderen Tierarten einen Zusammenhang zwischen Faulheit und Ungenießbarkeit gibt.

science.ORF.at

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