Forscher züchten Weltraumtomate

Sie sieht aus wie ein Blumenstrauß – aber mit Früchten statt Blüten: US-Wissenschaftler haben eine Tomatenpflanze mit besonders kompaktem Wuchs gezüchtet. Potenzielle Anwendungsgebiete: Stadtgärten und Langstreckenflüge im Weltraum.

Schnelle Reifung, viele Früchte, geringer Platzverbrauch. Das waren die Vorgaben, die Zach Lippman bei seinen Versuchen im Sinne hatte. Der Biologe vom Cold Spring Harbor Laboratory wollte für Kleinbeete geeignete Paradeiser züchten, man könne auch sagen: Paradeiser, an denen ganz normale Wochenendgartler wie auch hippe Urban Gardener ihre Freude hätten.

Kompakte Büsche

Das ist ihm offensichtlich gelungen. Wie diese Woche im Fachblatt „Nature Biotechnology“ nachzulesen ist, hatte Lippman mit Hilfe der Genschere CRISPR/Cas drei Mutationen kombiniert – und die Pflanzen so mit den gewünschten Eigenschaften ausgestattet. Die neue Tomatensorte braucht nur 40 Tage, um reife Früchte zu entwickeln. Und vor allem sieht sie ganz anders aus als die Rispentomaten, die wir alle aus dem Supermarkt kennen. Die Pflanze trägt ihre Früchte nämlich in dichten Büschen, verantwortlich dafür ist unter anderem das Gen „Sier“, ein Regulator des Stammwachstums.

Neue Tomatensorte wächst in dichten Büschen

Lippman lab/CSHL, 2019

Lippman ist von seiner Schöpfung naturgemäß angetan und attestiert den Tomaten auch aromatische und ökologische Vorzüge. Ob der Geschmack etwas taugt und der Einsatz von Düngemitteln tatsächlich so gering ist wie behauptet, lässt sich anhand der Studie nicht überprüfen. Für Aufmerksamkeit hat die Sorte aufgund ihres kompakten Wuchses jedenfalls gesorgt, auch in anderen Fachdisziplinen. Wie Lippman erzählte, hat bereits die US-Weltraumagentur (NASA) bei ihm angeklopft und Interesse angemeldet.

Hintergrund der Anfrage: Sollten Astronauten tatsächlich zum Mars fliegen, müssten sie während ihrer mehrjährigen Reise wohl Früchte und Gemüse in Gewächshäusern anbauen, um ihren Speiseplan halbwegs natürlich zu gestalten. Da wären Tomatenpflanzen mit geringem Platzverbrauch natürlich von Vorteil.

Robert Czepel, science.ORF.at

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