Wie Zebrafinken ihren Gesang erlernen

Junge Zebrafinken üben ihren Balzgesang viele tausend Mal am Tag. Ihre Fortschritte gelungener Versuche behalten die Tiere laut einer Studie im Schlaf, die misslungenen vergessen sie.

Wenn Menschen eine neue Fähigkeit lernen, müssen Millionen von Verbindungen zwischen Nervenzellen angepasst und gefestigt werden. Ähnlich läuft dies auch im Tierreich ab. Schweizer Forscher haben den Lernprozess bei jungen Zebrafinken untersucht, die das Singen lernen. Dabei sind die Vögel erstaunlich effizient, wie das Team um Sepp Kollmorgen in „Nature“ berichten.

Junge Zebrafinken lernen singen

Richard Hahnloser ETH/UZH Zürich

Junge Zebrafinken lernen singen

Männliche Zebrafinken beginnen im Alter von etwa 40 Tagen, den Gesang ausgewachsener Finken nachzuahmen, um später Weibchen anzulocken. Dabei wiederholen die Jungtiere den Gesang drei Monate lang mehrere tausend Mal am Tag. Dabei klingen die meisten Versuche ähnlich, gelegentlich produzieren die Vögel aber auch mal besonders gute oder wirklich schlechte. Die Forscher nutzten einen Algorithmus, um die unzähligen Veränderungen während des Lernprozesses auf einfache Lernkurven zu reduzieren. Durch diese Analyse zeigte sich, dass sich guter und schlechter Gesang unterschiedlich verändert.

Unwichtiges vergessen

Die besten Lieder verbesserten sich während eines Tages langsam aber stetig und veränderten sich über Nacht nicht. Am nächsten Morgen konnten die Jungvögel wieder anknüpfen. Zudem konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Zebrafinken im Schlaf die meisten Veränderungen wieder vergaßen, wenn sie nichts mit dem zu tun hatten, was der Vogel zu singen versuchte. „Die Vögel scheinen unglaublich effizient zu sein“, so Valerio Mante. „Dank des Schlafes erinnern sie sich an die positiven Dinge, die sie tagsüber gelernt haben, und vergessen den unwichtigen Rest.“

Mit ihren Untersuchungen wollen die Forscher ein besseres Verständnis darüber gewinnen, wie Lernen im Gehirn abläuft. „Wir vermuten, dass die Prozesse, die beim Lernen im Gehirn der Vögel aktiv sind, beim Menschen etwa analog ablaufen“, erklärt Richard Hahnloser von der ETH Zürich.

Wenn man besser verstünde, warum es so schwer ist, sich an Verbesserungen weniger gelungener Abläufe zu erinnern, ließen sich effizientere Trainingspläne in der Rehabilitation für Schlaganfall-oder Unfallopfer erstellen, heißt es in der Mitteilung. Letztlich wäre sogar denkbar, direkt auf bestimmte Hirnareale zuzugreifen, um den Lernprozess zu stimulieren.

science.ORF.at/APA/sda

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