Massensterben durch warmes Meereswasser
„Trottellummen sind große, Fisch essende Seevögel, die im Nordatlantik und Nordpazifik üblich sind. Wir fanden etwa 62.000 sterbende Vögel und Kadaver an den Stränden“, erklärt John Piatt vom Alaska Science Center des U.S. Geological Survey in Anchorage, der mit seinem Team nun versucht hat, das Ausmaß des Massensterbens der schwarz-weißen Seevögel im Detail zu erfassen. Insgesamt sind laut den soeben in „PLOS ONE“ veröffentlichten Studie in der Region wahrscheinlich rund eine Million Vögel gestorben. In Alaska habe die Zahl gefundener Kadaver bis zu 1.000 Mal höher gelegen als üblich.
Jane Dolliver
„Wir haben zehn bis 15 Kolonien gesehen, die ein Jahr keine Nachkommen hatten - dieses Ausmaß ist außerhalb der Norm. Noch nie gab es so einen Fortpflanzungsausfall wie diesen“, so Piatt gegenüber science.ORF.at. Dabei seien Trottellummen sehr starke und belastbare Vögel: „Sie sind sehr gute effiziente Räuber, fliegen schnell und tauchen bis zu 200 Meter tief. Sie sind für das Meer wie die Kanarienvögel in der Kohlemiene.“ Es sei noch nie so eine große Anzahl in einer großen Region so plötzlich gestorben.
Todesursache: Nahrungsmangel
Die Meereshitzewelle habe die Menge und Qualität des Planktons vermindert, in der Folge sei die Zahl davon lebender Fische gesunken, die wiederum Beute der Trottellummen sind. Zudem ist der Stoffwechsel von Fischen im wärmeren Wasser hochtouriger gelaufen - Raubfische hätten aufgrund des daraufhin höheren Energieumsatz mehr Beute benötigt und so die Zahl verfügbarer Fische für die Seevögel noch zusätzlich vermindert.
COASST
Auch andere Lebewesen seien betroffen gewesen, erklärt Kevin Trenberth vom National Center for Atmospheric Research der USA, dessen Team gerade eine Studie zur globalen Meereserwärmung veröffentlich hat. Unter anderem seien rund 100 Millionen Kabeljaue gestorben und auch Wale hätten unter dem „Blob“ (etwa: Klecks) – wie Forscher die Masse warmen Meereswasser getauft haben - gelitten.
Durch die Erderwärmung bedingte Meereshitzewellen gab es demnach auch schon in der Tasmanischen See und in anderen Regionen. „Diese Auswirkungen des Klimawandels haben bedeutende Konsequenzen“, so Trenberth. Das vor Alaska und der US-Westküste beobachtete Massensterben könne ein Vorgeschmack dessen sein, was mit den im Zuge des Klimawandels steigenden Meerwassertemperaturen droht, befürchten auch die Forscher um Piatt. Eine vor wenigen Tagen publizierte Studie hat gezeigt, dass die Weltmeere im vergangenen Jahr so warm wie nie zuvor seit Beginn der globalen Erfassung waren.
science.ORF.at/APA/dpa