Fledermäuse und Schlangen als Überträger?

Fledermäuse und Schlangen könnten die Überträger des in China aufgetretenen Virus sein, das schwere Lungenentzündungen auslöst. Analysen seines Erbguts und Vergleiche mit anderen Viren legen das nahe.

Schlangen seien die wahrscheinlichsten Träger des Virus 2019-nCoV in freier Wildbahn, hieß es am Mittwoch im Fachblatt „Journal of Medical Virology“. Dieses Ergebnis müsse aber durch weitere experimentelle Studien überprüft werden, führten die Autoren der Studie aus.

Bereits am Dienstag erschien im Fachmagazin „Science China Life Sciences“ eine Studie, die nach Ähnlichkeiten des neuen Virus mit anderen Erregern suchte. Demnach besteht eine enge Beziehung zwischen dem in Wuhan auftretenden Erreger und einem in Fledermäusen auftretenden Virus.

Genaue Herkunft noch unklar

„Es wäre die logische und naheliegendste Schlussfolgerung, dass Fledermäuse die natürlichen Wirte des Wuhan-CoV sind, auch wenn es wahrscheinlich ist, dass es einen oder mehrere Zwischenwirte bei der Übertragungskaskade von Fledermäusen zu Menschen gab“, schrieben die Autoren und Autorinnen, die an verschiedenen Forschungsinstituten in China arbeiten. Darüber, welche Tiere Zwischenwirte sein könnten, stellten die Wissenschaftler in dem Artikel keine Vermutungen an.

Fälle in China und in anderen Ländern, Stand: 21.1.2020

Grafik: APA Quelle: WHO

Fälle in China und in anderen Ländern, Stand: 21.1.2020

Die beiden Untersuchungen könnten den chinesischen Behörden bei der Suche nach dem Ursprung des neuartigen Coronavirus helfen. Als Ausgangspunkt gilt ein Tiermarkt in Wuhan, auf dem außer Meeresfrüchten auch exotische Wildtiere wie Füchse, Krokodile, Schlangen und Pfaue verkauft werden.

In China wird eine Vielzahl an Wildtieren verspeist, viele gelten als Delikatesse. Der Coronavirus-Typ, der in den Jahren 2002 und 2003 die gefährliche Atemwegserkrankung SARS verursachte, ging von der Zibetkatze aus. An dem Erreger starben damals 774 Menschen, die meisten in Festland-China und Hongkong.

Vermutlich 4.000 Infizierte in Wuhan aus

Die Zahl der Infizierten ist aktuellen Berechnungen zufolge deutlich höher als die Zahl der festgestellten Fälle. Experten des Imperial College London gehen davon aus, dass bis zum 18. Jänner bei etwa 4.000 Menschen in Wuhan Symptome aufgetreten sind.

Das ging aus einem Bericht des Zentrums für die Analyse globaler Infektionskrankheiten hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde. Bis Donnerstag wurde das Virus bei 571 Menschen nachgewiesen, wie die chinesische Gesundheitsbehörde berichtete.

Die Schätzung der britischen Experten geht auf ein Rechenmodell zurück, in dem die im Ausland festgestellten Infektionen mit der Zahl der Flugreisenden, der Bevölkerung und der angenommenen Inkubationszeit verknüpft wurden. Es sei wahrscheinlich, dass die Zahl der tatsächlich Infizierten deutlich höher ist als die Zahl der nachgewiesenen Fälle.

science.ORF.at/AFP/dpa/Reuters

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