Neue Karriereprogramme und Frauenförderung

Aus den derzeit vier Karriereprogrammen des Wissenschaftsfonds FWF könnten in Zukunft zwei werden. Eigene FWF-Frauenförderprogramme wären damit Geschichte, dafür soll es eine Quote und insgesamt mehr Frauenförderung geben.

Aus der Wissenschaftlergemeinde gab es Kritik an diesen Plänen. Nach einem Konsultationsprozess will das FWF-Präsidium am 28. Jänner über die nächsten Schritte entscheiden.

Fusion von Meitner und Firnberg

„In seinen Grundzügen weitgehende Zustimmung“ fand im Konsultationsprozess laut Mitteilung des FWF die angedachte Zusammenlegung der bisherigen Postdoc-Förderschienen zu einem „Early-Stage-Programm“. Die Fusion von Lise-Meitner-Programm (für ausländische Postdocs bzw. im Ausland tätige österreichische Postdocs, die an einer heimischen Forschungseinrichtungen arbeiten wollen) und Hertha-Firnberg-Programm (zur Förderung wissenschaftlicher Uni-Karrieren von Frauen) könnte „mittelfristig“ umgesetzt werden.

„Vorerst noch warten und weiter konzipieren“ heißt es hingegen laut FWF beim geplanten „Advanced-Stage-Programm“ für fortgeschrittene Karrierestufen. Dieses soll aus einer „Harmonisierung“ des Elise-Richter-Programms (Habilitationsprogramm zur Förderung der Uni-Karriere hervorragender Wissenschaftlerinnen) mit dem START-Programm, der höchstdotierten Förderung für Jungforscher und Jungforscherinnen in Österreich, entstehen.

Budget für Karriereförderung erhöhen

Ziel der Reform der Karriereprogramme sind laut dem Mehrjahresprogramm des FWF mehr Wissenschaftlerinnen an den Forschungseinrichtungen und faire Bedingungen für alle Antragsteller. Mit der Umstellung auf je eine Förderschiene für den Karrierebeginn und fortgeschrittene Karrierestufen soll auch das Problem gelöst werden, dass die Beteiligung von Frauen bei den FWF-Anträgen im internationalen Vergleich laut Wissenschaftsfonds zwar hoch ist, Frauen aber wegen der unterschiedlichen finanziellen Ausstattung der Programme deutlich weniger Mittel beantragen als Männer.

Der FWF will nun insgesamt das Budget für die Karriereförderung „deutlich erhöhen“, zusätzlich sollen bestehende Nachteile für bestimmte Personengruppen und Fachgebiete aufgehoben werden. 50 Prozent der Mittel sollen für Frauen reserviert sein, zusätzlich sind Frauenfördermaßnahmen vor der Antragstellung bzw. während der Projektlaufzeit angekündigt.

Vorteile des geplanten „Early-Stage-Programms“ wären laut FWF u.a. eine laufend mögliche Einreichung, mehr Flexibilität bei den Fördersummen, einheitliche Voraussetzungen für Anträge, ein Ausbau des Frauen-Mentorings und nicht zuletzt mehr Budget. Mit einer Umstellung ist laut FWF frühestens 2021 zu rechnen.

Keine „Konkurrenzprogramme“ für Frauen und Männer

Noch mehr Vorarbeiten sind offensichtlich beim einheitlichen „Advanced-Stage-Programm“ notwendig. Hier wurden im Konsultationsprozess laut FWF noch offene Punkte bei Programmdesign und Budgetbedarf geortet, die Pläne sollen deshalb „in den nächsten Monaten weiter diskutiert und ausgearbeitet“ werden.

Durch das neue „Advanced-Stage-Programm“ soll es künftig keine „Konkurrenzprogramme“ für Frauen und Männer mehr auf derselben Karrierestufe geben. Immerhin fielen bei fortgeschrittener Karriere die unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Renommees der existierenden Programme besonders ins Gewicht, argumentiert der Wissenschaftsfonds. So spreche das hochdotierte START-Programm derzeit vor allem Männer in Naturwissenschaft und Technik an, das finanziell eng gedeckelte Elise-Richter-Programm vorwiegend Frauen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Beim nun geplanten „Advanced-Stage-Programm“ sollen Mittel und Laufzeit flexibel sein und im Entscheidungsverfahren „höchste Standards bei Gleichstellungs- und Awareness-Maßnahmen“ angewandt werden, so die Ankündigung.

science.ORF.at/APA