Retourkutsche der Homöopathen

Seit Jahren kritisieren Wissenschaftler nach dem Motto „Nichts drin, nichts dran“ die Homöopathie. Nun drehen Homöopathen den Spieß um und bezichtigen die Kritiker selbst der Pseudowissenschaft.

Immer wieder hat die „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP) die Homöopathie kritisiert und dafür auch Preise ausgeschrieben. Aktuell etwa hat sie eine „Homöopathie-Challenge“ ausgelobt, bei der Homöopathen und Homöopathinnen die Chance haben, das Gegenteil des Mottos „Nichts drin, nichts dran“ zu beweisen. Wer es als erster schaffe, homöopathische Wirkstoffe in unbeschrifteten Fläschchen korrekt zu benennen, dem winken 50.000 Euro. Die Challenge endet am 30. April.

“Auszeichnung für Pseudowissenschaft 2019"

Nun folgte die Retourkutsche der Homöopathen. Die österreichischen Ärztegesellschaften für Homöopathie und die Tierärztegesellschaft für Homöopathie verliehen der „österreichischen Aktivistengruppe rund um GWUP“ die „Auszeichnung für Pseudowissenschaft 2019“. Sie begründen dies damit, dass die GWUP versuche, „gegen Komplementärmedizin und Homöopathie zu agitieren, ohne ihre wahren Beweggründe und Geldgeber offenzulegen, dass unter dem Deckmantel von Wissenschaftlichkeit und vorgeblicher ‚wissenschaftlicher Wahrheiten‘ von den ‚allwissenden‘ Aktivisten ohne jegliche medizinische Kompetenzen willkürliche, medizinisch und wissenschaftlich falsche Schlüsse gezogen werden und die Studienlage bewusst falsch dargestellt wird“. Studien, die zum Beispiel untermauern würden, dass Homöopathie eindeutig über den Placebo-Effekt hinauswirke, würden unter den Tisch fallen gelassen.

Weder Naturheilkunde noch Medizin

Die Homöopathen werfen den „Skeptikern“ „fanatisch und aggressiv betriebene Lobbying- und Medienarbeit“ vor. Sie würden danach trachten, „bewährte Methoden der Komplementärmedizin, die von einer großen Zahl von Menschen mit Erfolg genützt werden, in ein esoterisches, unseriöses Eck zu stellen, die Pluralität und Wahlfreiheit in der Gesundheitsversorgung zu beschneiden und die Fortschritte in Richtung einer integrativen Medizin zu behindern“.

Die GWUP sieht dagegen in der Homöopathie ein Verfahren, „das im klaren Widerspruch zu gesicherten wissenschaftlichen Grundlagen steht“. Es handle sich um „eine sich hartnäckig haltende Glaubenslehre, die weder als Naturheilkunde noch als Medizin anzusehen ist“. In den über 200 Jahren ihrer Existenz habe es die Homöopathie nicht geschafft, ihre spezifische Wirksamkeit nach objektiven Kriterien zu belegen. In den vergangenen Jahren wurden auch immer wieder Homöopathen mit dem von der GWUP vergebenen „Goldenen Brett vorm Kopf“ für den „größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres“ ausgezeichnet.

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: