Vermeidbare Todesfälle durch Lungenentzündung

Neun Millionen Kinder könnten bis 2030 sterben, wenn die Welt nicht verstärkt gegen Lungenentzündung vorgeht, warnen heute mehrere Organisationen. Die Ursachen: Unterernährung, Luftverschmutzung und fehlender Zugang zu Impfstoffen und Antibiotika.

Nach einem Modell der Johns Hopkins Universität könne die Ausweitung der Behandlung und Prävention gegen Lungenentzündungen das Leben von 3,2 Millionen Kindern unter fünf Jahren retten. Außerdem würden dadurch zugleich 5,7 Millionen zusätzliche Todesfälle von Kindern aufgrund anderer schwerer Kinderkrankheiten verhindert werden. Dies unterstreiche die Notwendigkeit integrierter Gesundheitsdienste.

Lungenentzündung wird durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht und führt dazu, dass sich die Lungen mit Eiter und Flüssigkeit füllen. Sie ist die häufigste Todesursache bei Kindern. 2019 starb alle 39 Sekunden ein Kind an Lungenentzündung, so die UNICEF in einer Aussendung. Das sind 800.000 Kinder. Obwohl einige Arten von Lungenentzündungen mit Impfstoffen verhindert und bei richtiger Diagnose leicht mit kostengünstigen Antibiotika behandelt werden könnten, seien immer noch Millionen Kinder ungeimpft und jedes dritte Kind mit Symptomen erhält keine notwendige medizinische Versorgung.

Der Tod von Kindern durch Lungenentzündung konzentriert sich auf die ärmsten Länder der Welt. Prognosen zeigen, dass zwischen 2020 und 2030 entsprechend aktuellen Trends 6,3 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Lungenentzündung sterben könnten. In den nächsten zehn Jahren werden die Todesfälle wahrscheinlich in Nigeria (1,4 Millionen), Indien (880.000), der Demokratischen Republik Kongo (350.000) und Äthiopien (280.000) am höchsten sein, schrieb die UNICEF.

Versorgung verbessern

Gesundheitsmaßnahmen zur Verbesserung der Ernährung, zur Bereitstellung von Antibiotika und zur Erhöhung der Impfstoffversorgung sowie zur Steigerung der Stillraten seien Schlüsselmaßnahmen, die das Risiko, dass Kinder an einer Lungenentzündung sterben, verringern. Dadurch könnten auch Millionen von Todesfällen bei Kindern durch Krankheiten wie Durchfall (2,1 Millionen), Sepsis (1,3 Millionen) und Masern (280.000) verhindert werden.

„Wenn wir Kindern das Leben retten wollen, müssen wir die Lungenentzündung ernsthaft bekämpfen", so Henrietta Fore, UNICEF-Exekutivdirektorin sagt: Wie der aktuelle Ausbruch des Coronavirus zeigt, bedeutet dies eine Verbesserung der rechtzeitigen Erkennung und Prävention.“ Das bedeute, die Hauptursachen für die Todesfälle durch Lungenentzündung wie Unterernährung, fehlender Zugang zu Impfstoffen und Antibiotika zu bekämpfen und die schwierigere Herausforderung der Luftverschmutzung in Angriff zu nehmen.

Laut einer Studie des Instituts für Gesundheitsmetrik und Bewertung (IHME-GBD) trägt die Luftverschmutzung im Freien weltweit zu 17,5 Prozent - oder fast jedem fünften - der Todesfälle durch Lungenentzündung bei Kindern unter fünf Jahren bei. Die Verschmutzung der Haushalte durch die Verwendung von festen Brennstoffen in Innenräumen trage zu weiteren 195.000 (29,4 Prozent) der Todesfälle bei. 91 Prozent der Weltbevölkerung atme Außenluft, die die WHO-Normen übersteigt. Das Ausmaß der Luftverschmutzung könnte die verbesserten Maßnahmen zur Behandlung von Lungenentzündungen untergraben.

science.ORF.at/APA/dpa

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