Wie sich die Sprache im Nationalrat ändert

Im September des Vorjahres wurde im Nationalrat der Klimanotstand ausgerufen, bis Ende 2018 wurde der Begriff dort noch nie verwendet. Ein Onlinetool zeigt, wie sehr sich Debatten und die Wortwahl der Abgeordneten oft in sehr kurzer Zeit verändern.

Worüber spricht man eigentlich im Parlament? Das lässt sich seit Oktober 2019 besonders leicht nachprüfen: Das kostenlose Online-Tool namens „Parlagram“ durchsucht die Wortmeldungen im Nationalrat nach Begriffen. Grundlage sind die frei zugänglichen Sitzungsprotokolle des österreichischen Nationalrats, die seit 1996 digital erstellt werden. Ältere Protokolle werden mittels Texterkennungssoftware durchsucht. Das Ergebnis ist eine Grafik, die zeigt wie oft der Suchbegriff pro Jahr verwendet wurde.

Grafik zur Begriffswahl im Parlament

Momentum Institut

Parlagram zu den Umwelt- und Klimabegriffen

Mit dem Tool lässt sich nun nachvollziehen, wie sich politische Debatten und die damit verbundene Wortwahl verändert haben. Sucht man etwa nach „Klimawandel“, zeigt sich, dass der Begriff im Jahr 2000 kein einziges Mal verwendet wurde, 2010 wurde er 33 Mal und 2018 sogar 202 Mal ausgesprochen. Auch andere Ausdrücke rund um das Thema haben erst nach und nach ihren Weg in den Nationalrat gefunden. Von der „Klimakrise“ war 2016 erst zweimal die Rede, 2018 wurde das Wort schon 32 Mal verwendet. Auch der Begriff „Nachhaltigkeit“ war 2018 mit 569 Nennungen deutlich beliebter als noch 2016, wo er nur 122 Mal benutzt wurde.

Von der Umwelt zum Klima

Über einen längeren Zeithorizont lassen sich noch weitere Trends beobachten. So waren in den 1980er und 90er Jahren Debatten rund um die Begriffe „Umweltpolitik“ und „Umweltschutz“ noch viel häufiger. 1987 wurde sie 248 bzw. 703 Mal genannt, zwischen 2010 und 2018 kamen beide nicht mehr über 100 Nennungen hinaus. Vor der Jahrtausendwende waren hingegen manche Ausdrücke rund um das Klima kaum ein Thema. Bis 1990 noch völlig unerwähnt, kam „Klimaschutz“ 2018 192 Mal und „Klimapolitik“ 40 Mal vor.

Derzeit kann man alle Protokolle von 1945 bis 2018 systematisch durchsuchen. Programmiert wurde das Tool vom Momentum Institut, einem - nach eigenen Angaben - unabhängigen Think Tank.

science.ORF.at

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