Fukushima: Kontaminiertes Wasser soll ins Meer

Ein japanisches Expertengremium hat der Regierung in Tokio vorgeschlagen, kontaminiertes Wasser aus dem zerstörten Atomkraftwerk Fukushima ins Meer zu leiten.

Die vom Industrieministerium einberufenen Experten bezeichneten ihren Vorschlag in einer heute veröffentlichten Mitteilung als „realistische Option“. Die Ableitung des Wassers ins Meer könne „mit Sicherheit erfolgen“, erklärten sie, da diese Methode auch bei normalen Atomreaktoren angewandt werde.

Ein weiterer Vorschlag des Gremiums sieht die Freisetzung des Wassers in die Luft mittels Verdampfung vor. Die Expertenratschläge sind nicht bindend und setzen der Regierung keine Frist für einen Beschluss über den Umgang mit dem verunreinigten Wasser. Eine Entscheidung Tokios wird jedoch immer dringlicher, da der Platz zur Speicherung des Wassers am Standort knapp wird. Bislang pumpt der AKW-Betreiber Tepco das kontaminierte Wasser aus der Anlage ab und bewahrt es in Tanks auf.

Entscheidung drängt

Das verseuchte Wasser stammt aus verschiedenen Quellen, darunter befindet sich solches, das zur Kühlung der Anlage verwendet wird, sowie Grund- und Regenwasser, das täglich in die Anlage sickert. Es wird nach Behördenangaben einem umfangreichen Filterungsprozess unterzogen. Nach der Aufbereitung soll das Wasser demnach nur noch Tritium enthalten.

Laut Experten ist Tritium für den Menschen nur in sehr hohen Dosen schädlich. Die Internationale Atomenergiebehörde argumentiert, dass ordnungsgemäß gefiltertes Wasser mit Meerwasser verdünnt sicher in den Ozean geleitet werden könne, ohne Umweltprobleme zu verursachen.

Fischer und Bauern besorgt

Besonders Fischer und Bauern vor Ort sind allerdings nicht überzeugt: Sie fürchten fatale Umweltauswirkungen und sehen ihre Existenz bedroht. Eine Entscheidung der Regierung wird trotz der Dringlichkeit nicht vor den Olympischen Spielen in Tokio in diesem Sommer erwartet.

In Fukushima ereignete sich nach einem schweren Erdbeben und einem Tsunami im März 2011 das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe 1986. Tepco und die Regierung schätzen, dass sie rund 40 Jahre brauchen werden, um die Schäden zu beheben.

science.ORF.at/AFP

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