Forscherinnen belauschen invasive Krabben

In China ist sie eine Delikatesse, in Europa eine invasive Art: Die Chinesische Wollhandkrabbe wird immer mehr zu einem Problem für das heimische Ökosystem. Biologinnen spüren ihr nun mit dem Unterwassermikrofon nach.

Vor über hundert Jahren gelangten die ersten Exemplare mit der Schifffahrt aus dem asiatischen Raum nach Europa. Seit etwa zehn Jahren hat sich die Chinesische Wollhandkrabbe rasant vermehrt und richtet teilweise große Schäden an. Sie gräbt kleine Gänge in das Flussufer, das führt zu Brüchen und destabilisiert Uferregionen. Außerdem verdrängt die Wollhandkrabbe heimische Kleinstlebewesen.

Wollhandkrabbe auf einer Straße in Deutschland

APA/dpa/Hauke-Christian Dittrich

In Nordeuropa, speziell in Belgien, vermehrt sich die Wollhandkrabbe rasant. Wissenschaftler an der Universität Antwerpen versuchen derzeit in einem Forschungsprojekt, mehr über die Wollhandkrabbe und ihr Verhalten herauszufinden. Als externe Beraterin eingebunden ist auch die österreichische Gewässerökologin Christina Gruber von der Universität für Bodenkultur in Wien. Sie ist spezialisiert auf Unterwasser-Tonaufnahmen und möchte ein System entwickeln, mit dem sich die Krabben mithilfe der Aufnahmen unter Wasser zählen lassen.

Ein leises Trippeln

Erste Aufnahmen hat sie schon gemacht, und zwar in der „Kleinen Nete“, einem Fluss in Belgien. Sie hat dafür ein Mikrofon ins Wasser hineingehängt. Man hört ein leises, diffuses Trippeln. Beim ersten Hören erscheint es unmöglich, einzelne Krabben zu identifizieren. Weitere Tests machten Christina Gruber und das Team der belgischen Wissenschaftler deshalb in der Versuchsanlage Mesodrome der Universität Antwerpen. Nacheinander hat sie dort Krabben aufgenommen, die sich auf unterschiedlichem Untergrund fortbewegen, um herauszufinden, wie der Ton mit wachsender Populationsdichte zunimmt.

Ob sich die Verbreitung der Krabben wirklich zuverlässig per Tonaufnahme messen lässt, wird derzeit noch ausgetestet. Praktisch wäre es, so Christina Gruber: „Bis jetzt müssen immer Wissenschaftler im Feld sein und die Krabben zählen, die in den Krabbenfallen gefangen werden. Mit der Tonaufnahme wollen wir ermöglichen, dass man sich das über einen Stream anhören kann und dann mit einer speziellen Software ausgewertet wird, wie viele Krabben sich im Fluss aufhalten.“

Auch in Österreich wurden bereits einzelne Wollhandkrabben gesichtet. Aber auch als Delikatesse scheint das Krustentier hierzulande gefragt zu sein.

Hanna Ronzheimer, Ö1-Wissenschaft

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