Nach Durchfall: Leichtes Spiel für gefährliche Keime

Kurz nach akuten Durchfallerkrankungen hat der heimtückische Krankheitserreger Clostridium difficile die besten Chancen, sich im Körper von Patienten festzusetzen. Laut einer neuen Studie sollte seine Verbreitung deshalb vor allem in dieser Phase verhindert werden.

In ihrer im Fachjournal „Nature Microbiology“ erschienenen Studie ist das Team um Martin Polz vom der Universität Wien und vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge/USA den Mechanismen nachgegangenn, die Durchfallerkrankungen und die Besiedlung mit dem bakteriellen Krankheitserreger Clostridium difficile verbinden. Eine etwa durch längerfristige Gabe von Breitband-Antibiotika geschädigte Darmflora gilt als größter Risikofaktor für die Ansteckung mit C. difficile.

Mit Antibiotika bekämpft

International ein großes Problem ist der Erreger vor allem für betagte Spitalspatienten und -patientinnen. Angesichts ihres oft schon geschwächten Immunsystems erhöhen derartige Infektionen die Sterblichkeit. Die von C. difficile ausgeschiedenen Giftstoffe können nämlich schwere Durchfallerkrankungen auslösen. Dies kann bis zur Perforation der Darmwand führen, weiters können auch Nierenversagen, Sepsis und septischer Schock auftreten.

Im Jahr 2017 wurde die Sterblichkeit innerhalb von 30 Tagen in Österreich auf um die 14 Prozent geschätzt. Um diesem Problem Herr zu werden, setzten Spitäler bisher etwa auf verschärfte Hygienemaßnahmen und abwechselnde Gabe verschiedener Antibiotika. Beides brachte jedoch bisher kaum Verbesserungen, heißt es am Montag in einer Aussendung der Uni Wien.

Abseits der Situation in Krankenhäusern zeigte das Forschungsteam um Polz nun, dass C. difficile oft auch in Patienten nachweisbar ist, die sich etwa von Lebensmittelvergiftungen erholt haben. Die Träger des Erregers blieben über Jahre hinweg infiziert, allerdings wechselten einander dabei Episoden, in denen die Bakterien über mehrere Tage hinweg nicht nachweisbar waren, mit solchen ab, in denen es über wenige Tage zur starken Verbreitung von C. difficile kam. Letztere Phasen gingen mit Magen-Darm-Problemen einher, was erkläre, warum C. difficile oft als Mitbeteiligter an Durchfallerkrankungen angesehen werde, schreiben die Forscher in ihrer Arbeit.

Häufiger verbreitet

„Bisher hat man geglaubt, dass Clostridium difficile vor allem in Krankenhäusern übertragen wird und sich dort in Menschen, deren Darmflora durch Gabe von Antibiotikagabe geschwächt ist, ansiedeln kann. Die aktuellen Ergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass der Keim wesentlich häufiger auftritt und jeglicher Darmstörung - egal ob durch Antibiotika, anderen Infektionskrankheiten oder einfachen Reisedurchfall verursacht - folgen kann“, so Polz.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen gingen in der Folge den Mechanismen der Infektion anhand von Untersuchungen an Mäusen weiter nach. Waren Mäuse, die viele Abführmittel bekamen, C. difficile-Sporen ausgesetzt, vermehrten sich die Erreger mit größerer Wahrscheinlichkeit stark. Das Team schließt daraus, dass die Gefahr, sich eine Clostridium difficile-Infektion einzufangen, kurz nach akuten Durchfallerkrankungen am höchsten ist. „Dies könnte ein wichtiges Zeitfenster sein, um die Übertragung der Infektion zu unterbrechen und die Verbreitung einzudämmen.“

science.ORF.at/APA

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