Das eigene Englisch ist das beste

Während die anderen mit einem komischen Akzent sprechen, klingt das eigene Englisch recht passabel – diesem Irrtum sitzen die meisten Menschen auf, wie eine aktuelle Studie zeigt. Zum „Reality-Check“ braucht es den Spiegel von außen.

Wer kennt es nicht, das „I’ll be back“ oder das „Hasta la vista, baby“, das Arnold Schwarzenegger als „Terminator“ im steirischen Brustton vorträgt. Auch österreichische Politikerinnen und Politiker wie Maria Fekter, Brigitte Ederer und Kurt Waldheim haben immer wieder durch die österreichische Färbung ihres Englisch aufhorchen lassen - und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Denn Menschen fällt es vor allem bei den anderen auf, wenn sie mit einem speziellen Akzent sprechen:

Diesen psychologischen Effekt hat die Sprachwissenschaftlerin Eva Reinisch zum Anlass genommen, um sich zu fragen: „Wieso hören wir das, machen aber selbst die gleichen Fehler? Wieso hilft es uns nicht, dass wir den Akzent bei anderen hören, um uns selbst zu verbessern?“

Vertrautes ist angenehmer

Reinisch forscht an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität München zu Sprachverarbeitung, gemeinsam mit Kollegen hat sie sich ein spezielles Studiensetting ausgedacht: 24 Frauen wurden eingeladen, einfache englische Sätze wie zum Beispiel „The family bought a house“ oder „They heard a funny noise“ in ein Mikrofon zu sprechen. Die Aufnahmen wurden danach so verändert, dass die Testpersonen ihre eigene Stimme nicht mehr erkannten. Nach rund sechs Wochen wurden sie noch einmal ins Labor eingeladen und bekamen mehrere Aufnahmen vorgespielt – darunter auch die verfremdeten eigenen Sätze.

Ö1 Sendungshinweis:

Über die verzerrte Wahrnehmung der eigenen Sprache berichtet auch „Wissen Aktuell“ am 12.2.2020.

„Obwohl die Leute ihre eigene Stimme nicht erkannt haben, bewerten sie jene Sätze als besser ausgesprochen, die sie selbst gesagt haben“, so Eva Reinisch. Im Vergleich aller Teilnehmerinnen zeigt die Studie: Menschen empfinden die eigene Aussprache als gelungener, als andere sie einschätzen würden. „Wir wissen aus früheren Studien, dass Akzente, die man gut kennt, einfacher zu verstehen sind“, liefert die Sprachwissenschaftlerin eine mögliche Erklärung. „Außerdem schätzen wir Dinge, die wir kennen, als angenehmer ein.“ Da wir unsere Stimme und unseren Akzent besonders gut kennen, könnte diese Vertrautheit eine gewisse Selbstüberschätzung auslösen.

Fürs Fremdsprachenlernen heißt das laut Eva Reinisch: Sich nicht auf die eigene Wahrnehmung verlassen, sondern ehrliches Feedback von außen holen – und zwar auch als Filmstar, Ministerin oder Generalsekretär der Vereinten Nationen.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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