Bakterien verraten das Alter

Billionen Bakterien leben im und am menschlichen Körper. Im Lauf des Lebens ändert sich die Besiedelung. Anhand der Kleinstlebewesen lässt sich daher relativ genau bestimmen, wie alt die Trägerin oder der Träger ist.

Wie wichtig die zahllosen Mikroben im und am menschlichen Körper – z.B. im Darm, im Mund und auf der Haut – für die Gesundheit sind, wird in den vergangenen Jahren zunehmend klar. Das sogenannte Mikrobiom schützt vor krankmachenden Keimen und anderen schädlichen Umwelteinflüssen wie etwa der Sonneneinstrahlung. Auch die Psyche profitiert von einer ausgewogenen Bakteriengemeinschaft und eine solche soll sogar schlank halten. Die Anzahl und Vielfalt der Mikroorganismen sind allerdings ständigen Veränderungen unterworfen, z.B. durch die Ernährung, Medikamente und andere äußere Einflüsse. Außerdem verändert sich die Bakteriengemeinschaft im Lauf eines Lebens.

Relativ treffsicher

Umgekehrt sollte man aus der Beschaffenheit und der Vielfalt der Bakterien also auch auf das Alter der dazugehörigen Menschen schließen können. Das hat ein Team um Shi Huang von der University of California in San Diego nun versucht, und zwar mit Hilfe von KI-gestützten automatisierten Methoden. Als Datengrundlage dienten bakterielle Abstriche von gesunden Menschen im Alter von 18 bis 90 Jahren, mit einem BMI zwischen 18,5 und 30: 4.434 Stuhlproben aus den USA und aus China; 2.550 Speichelproben aus den USA, Kanada, Großbritannien und Tansania und 1.975 Hautproben aus den USA und Großbritannien.

Tatsächlich ließ sich mit Hilfe der mikrobiologischen Proben relativ genau das Lebensalter ermitteln, wie das Team nun in „mSystems“ berichtet. Am besten funktionierte es bei Hautbakterien. Die Treffsicherheit lag bei plus/minus 3,8 Jahren, beim Speichel waren es 4,5 und beim Stuhl 11,5 Jahre. Diese Unterschiede lassen sich laut dem Team mit der Art des Alterns erklären. Die Veränderungen der Haut seien von Mensch zu Mensch vergleichsweise konsistent, sie speichert weniger Feuchtigkeit und wird trocken bzw. faltig. Generell nehme die Vielfalt und die Masse an Mikroben an allen Körperstellen mit den Lebensjahren ab. In Zukunft sollen automatisierte Methoden wie die hier verwendete dabei helfen herauszufinden, auf welche Weise die vielfältigen Bakteriengemeinschaften die menschliche Gesundheit noch beeinflussen.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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