Bücher machen wohlhabend

Wer mit Büchern im Haushalt aufwächst, hat im späteren Erwerbsleben ein höheres Einkommen. Diesen Zusammenhang haben Forscher anhand von Daten von knapp 6.000 Männern im Alter von 60 bis 96 Jahren aus neun europäischen Ländern - darunter Österreich - gezeigt.

Ursprünglich wollten die Wissenschaftler für ihre Arbeit die Auswirkungen eines zusätzlichen Pflichtschuljahrs auf das spätere Einkommen erforschen. In allen untersuchten Ländern war zwischen den 1940er und 1960er Jahren die Schulpflicht verlängert bzw. verkürzt worden. Dazu sammelten sie Daten etwa über die Anzahl der absolvierten Schuljahre, über den Ort des Aufwachsens der Männer (Stadt oder Land), die Zahl der im Alter von zehn Jahren im elterlichen Haushalt verfügbaren Bücher sowie Einkommensdaten in verschiedenen Stadien des Lebens.

Ergebnis: Ein zusätzliches Pflichtschuljahr resultierte in einem durchschnittlichen Einkommenszuwachs von neun Prozent über die gesamte Lebenszeit. „Nebenbei“ wurden die Forscher aber von einem weiteren Umstand überrascht: Jene Personen, die im Alter von zehn Jahren mehr als zehn Bücher (Schulbücher ausgenommen) im Haushalt stehen hatten, konnten diesen Einkommensvorteil mit 21 Prozent mehr als verdoppeln. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Väter Arbeiter oder Angestellte waren oder ob im Haushalt fließendes Wasser vorhanden war. Ebenso wenig machte es einen Unterschied, ob es konkret dann tatsächlich 25, 50, 100 oder mehr als 200 Bücher waren.

Bücher müssen nur da sein

Nicht untersucht wurde dabei, ob die Bücher auch tatsächlich gelesen wurden. Die Forscher behaupten auch nicht, dass es eine direkte Kausalität zwischen dem Besitz von Büchern und dem späteren Einkommen gibt. Sie wollen auch nicht ganz ausschließen, dass in Familien mit stärkerem sozioökonomischem Hintergrund und damit von Haus aus höherem Einkommen mehr Bücher stehen, und dies eine Rolle spielt. Allerdings zeigten jüngere Ergebnisse aus Bildungsstudien wie PISA, TIMSS oder PIRLS, dass die Zahl der Bücher die Testergebnisse selbst nach Bereinigung um die elterliche Bildung und Beschäftigung gut vorhersagt.

Schließlich spekulieren die Forscher noch darüber, ob im Internetzeitalter und mit der gestiegenen Anzahl von Büchern in den Haushalten ihre Ergebnisse auch für künftige Generationen gelten werden. Es könne durchaus sein, dass auch künftig jene Personen mit einer geringeren Anzahl an Büchern im elterlichen Haushalt geringere Einkünfte erzielen - wobei natürlich eine andere „Bücher-Grenze“ greifen würde, so die erste Annahme der Ökonomen. Allerdings erwarten sie, dass aufgrund des Umstands, dass die Schulpflichtreformen vor allem in ländlichen Gebieten besonders wirkungsvoll waren, deren Effektivität mit zunehmender Urbanisierung zurückgeht.

science.ORF.at/APA

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