An Schulen noch Luft nach oben

240.000 Österreicherinnen und Österreicher waren in den letzten 30 Jahren über Erasmus+ und seine Vorgänger im Ausland, in ganz Europa über neun Millionen. Vor allem Studierende haben bisher von diesem Förderprogramm der EU profitiert - das soll sich in den nächsten Jahren ändern.

Europa kennenlernen beim Lernen, Studieren, Arbeiten, durch Freiwilligenarbeit oder Sportaustausch - das ist seit 30 Jahren das Ziel des Erasmus-Programms der EU. Der Politik war Erasmus immer einen Schritt voraus - beispielsweise bei der sogenannten Osterweiterung der Union: „Unsere östlichen Nachbarländer sind Ende der 1990er Jahre zu Erasmus gekommen, und wenige Jahre später sind sie Teil der EU beigetreten. Das Programm war schon auch ein bisschen Spiegelbild dessen, wie sich Europa entwickelt hat“, sagt Ernst Gesslbauer, Erasmus-Programmdirektor beim Österreichischen Austauschdienst (ÖAD).

Zwei Milliarden Euro pro Jahr

Zu Europa zu gehören bedeutet im Bildungsbereich, dass Lehrveranstaltungen angerechnet werden - egal, ob man die Prüfung in Österreich oder einem Partnerland ablegt. Deutschland, Spanien, Großbritannien, Italien, Frankreich - das sind die liebsten Länder der österreichischen Studierenden.

Ö1-Sendungshinweis:

Über 30 Jahre Erasmus berichtete auch das Mittagsjournal am 9.5.207.

70.000 Bildungseinrichtungen in ganz Europa beteiligen sich am Erasmus-Programm, pro Jahr investiert die EU rund zwei Milliarden Euro, 2016 sind allein nach Österreich mehr als 30 Millionen Euro geflossen. Rund 700.000 junge Menschen machen sich jedes Jahr in ganz Europa mit Erasmus auf den Weg ins Ausland, in Österreich sind es jährlich rund 8.000.

Auch Schulen und Kindergärten

Erasmus+ wendet sich heute nicht mehr nur an Studierende, sondern auch an Lehrlinge, Schülerinnen und Schüler und sogar Kindergärten: „Wir haben einen Kindergarten in Lannach in der Steiermark, der immer wieder kleine Projekte gemacht hat - beispielsweise zum Thema Wasser mit der Slowakei und mit Schweden.“ Die Kinder reisen dafür nicht wochenlang ins Ausland, sondern treffen sich einmal während des Projekts, so Gesslbauer.

Hier gebe es noch Luft nach oben: „Mein Wunsch ist, dass große Schulen gleichermaßen wie kleine teilnehmen. Wir sehen ganz deutlich, dass sich Volksschulen schwerer und Kindergärten ganz besonders schwer tun.“ Deshalb werde man sich um diese Gruppen besonders bemühen - ebenso wie jene Menschen, die nicht so mobil sind wie junge Studierende, etwa weil sie Familie haben oder fest im Job verankert sind.

Eine Million Erasmus-Babys

Internationaler Austausch soll auch in diesen Bereichen so selbstverständlich sein, wie er nach 30 Jahren Erasmus heute an den Universitäten und manchen Schulen ist: „Wir sehen bei Studierenden und Graduierten wenige Lebensläufe ohne Auslandsaufenthalt. Und auch bei Maturantinnen und Maturanten ist ein Auslandsaufenthalt eigentlich schon fixer Bestandteil.“

Ein Fragezeichen steht derzeit über Großbritannien als Erasmus-Land: "2017 und 2018 läuft alles wie geplant weiter. Und für die Zeit danach hofft Ernst Gesslbauer auf ein Abkommen: „Wir wissen, dass Großbritannien die Verbindung über Erasmus aufrecht erhalten möchte.“

Studieren und Lernen ist in den letzten 30 Jahren internationaler geworden. Das ist aber nicht die einzige nachhaltige Wirkung von Erasmus. Auch im Alltag wurden Fakten geschaffen: Die Zahl der Erasmus-Babys wird auf immerhin eine Million geschätzt.

Elke Ziegler, science.ORF.at

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