Biopestizid schützt vor Heuschrecken

Wanderheuschrecken fressen alle paar Jahre ganze Landstriche kahl, vernichten damit die Existenzgrundlage vieler Bauern und sorgen für Hungersnöte. Grazer Zoologen haben ein Biopestizid entwickelt, das Heuschrecken mit ätherischen Ölen bekämpft.

Schon das Alte Testament berichtete von Heuschreckenschwärmen, die über Ägypten hereinbrachen. „Auch heute noch können sie kurzfristig ganze Landstriche verwüsten“, sagte der Grazer Zoologe Manfred Hartbauer im Gespräch mit der APA. Die gefräßigen Insekten sind im Nahen Osten ebenso gefürchtet wie in Zentralasien und Indien und selbst in Japan und Australien. Durch den Klimawandel könnten sie in Zukunft auch in vielen Regionen Nordamerikas häufiger auftreten.

Heuschrecken-Schwarm

AFP PHOTO/MENAHEM KAHANA

Heuschreckenschwarm

Der Einsatz von chemischen Pestiziden sei für Mensch und Umwelt nicht unbedenklich, sagte Hartbauer. In manchen Regionen können die Wanderheuschrecken mit Pilzsporen bekämpft werden. Hier zeige sich eine Wirkung allerdings erst nach zwei bis drei Wochen, und es müsse zudem feuchtes Wetter herrschen. Damit sei es beispielsweise für Ägypten wirkungslos, schilderte der Grazer Orthopterologe, ein Experte für Heuschrecken. „In Ägypten verbrennen die Bauern in ihrer Not Plastikmüll, um sie sozusagen einzuräuchern und so zu vertreiben. Da muss man sich etwas dagegen überlegen“, sagte Hartbauer zur Begründung für sein Forschungsinteresse.

Unschädlich für Bienen

Am Institut für Biologie entwickelte er zusammen mit der ägyptischen Studentin Zainab Abdelatti ein Biopestizid, das die Heuschreckenschwärme auf Basis ätherischer Öle bekämpft. Das weltweite Patent für die Anwendung bei rund 30 verschiedenen Heuschreckenarten wurde bereits angemeldet. Konkret erprobt wurde das Mittel an der Wüstenheuschrecke Schistocerca gregaria und der europäischen Wanderheuschrecke Locusta migratoria.

Die Grazer Entwicklung sei „billig, biologisch abbaubar und für andere Insekten ungiftig“, wie Hartbauer zusammenfasste. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus unterschiedlichen öligen Pflanzenextrakten: Leinsamen-, Kümmel-, Wintergrün- und Orangenschalenöl beispielsweise, führte Hartbauer an, der die Rezeptur gemeinsam mit seiner Doktorandin entwickelte. Getestet wurde es bisher im Labor. Derzeit suche man eine Firma, die mit der Substanz Freilandversuche durchführen will.

"Wir konnten beobachten, dass das Ölgemisch innerhalb von 24 Stunden das Nervensystem bei Wanderheuschrecken lähmt, die Futteraufnahme stoppt und die Motorik lahmlegt. Mehlkäfer wurden als Vergleichsgruppe hergenommen: „Sie haben auch nach drei bis vier Wochen keine negative Wirkung gezeigt.“ Für Bienen sei die Substanz laut Hartbauer ebenso ungefährlich, weil diese am Abend bzw. nachts auf die von den Wanderheuschrecken befallenen Pflanzen aufgesprüht wird. Nach 24 Stunden könne die Ölemulsion wieder von den Pflanzen in einem weiteren Sprühvorgang abgewaschen werden. „Das Patent für die Waschlösung haben wir auch gleich mit angemeldet“, sagte Hartbauer.

science.ORF.at/APA

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