Wie Bauern die Welt eroberten

In der Steinzeit breitet sich die Landwirtschaft immer weiter aus. Wie neue DNA-Analysen zeigen, kam sie damals mit einer von drei großen Wanderbewegungen auch in Südostasien an. Anders als in Europa kann man dort noch heute Nachfahren der Jäger und Sammler finden.

Laut Ron Pinhasi vom Department der Anthropologie der Universität Wien ging die Verbreitung der Landwirtschaft damit in allen untersuchten Fällen weltweit mit Migration und Expansion von Steinzeitbauern einher. „Offensichtlich war die Landwirtschaft für die Menschen zumindest im geografischen Sinn überall eine Erfolgsgeschichte - sie hatten mehr Kinder, ihre Populationen vermehrten sich rapide und sie brauchten deshalb mehr Land“, so Pinhasi.

Er hat die nun publizierte Studie gemeinsam mit David Reich von der Harvard Medical School in Boston geleitet. Die Forscher haben dafür „alte DNA“ (ancient DNA) von 18 Menschen untersucht, die vor 4.100 bis 1.700 Jahren in der Region des heutigen Vietnam, Thailand, Myanmar und Kambodscha lebten. Dies ist die erste Untersuchung solch alter Proben aus Südostasien.

Heutige Vielfalt

Die ersten Menschen - es waren Jäger und Sammler - sind im Zuge einer großen Migrationsbewegung vor 45.000 Jahren nach Südostasien gekommen. Vor 4.500 Jahren folgte dann die nächste Einwanderungswelle. Damals brachten junge Bauern aus dem heutigen China landwirtschaftliche Techniken in die Region. Sie breiteten sich aus, verdrängten aber die Jäger und Sammler nicht komplett, wie die genetischen Analysen zeigen. Später - in der Bronzezeit - kamen erneut Zuzügler aus dem chinesischen Raum, die vor 3.000 Jahren Myanmar, vor 2.000 Jahren Vietnam und vor 1.000 Jahren Thailand erreichten.

In Südostasien haben sich die einzelnen Bevölkerungsgruppen auch teils unvermischt erhalten, im Gegensatz zu Europa. Hier hat die Abstammungsvielfalt durch die Vermischung nämlich bis heute stark abgenommen. „In Südostasien leben hingegen noch heute Menschen, die quasi direkte Nachfahren der drei ursprünglichen Bevölkerungsgruppen sind“, so Reich. Darunter wären etwa Menschen mit signifikantem Jäger und Sammler-Erbe in Thailand, Malaysia und den Philippinen. Die geringere Vermischung spiegelt sich auch in den vielen Sprachen der Region. Die genetische Vielfalt in Südostasien lässt sich laut Reich vielleicht damit erklären, dass die Bauern schon viel früher in Europa eintrafen, vor etwa 8.000 Jahren. Den Asiaten blieb damit weniger Zeit für eine völlige Vermischung.

science.ORF.at/APA

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