Klebrige Drohnen als Bestäuber
Vor Jahren arbeitete Eijiro Miyako vom japanischen National Institut of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) an elektrisch leitfähigen Flüssigkeiten. Bei einem - aus damaliger Sicht gescheiterten - Versuch entstand ein Gel, klebrig wie Haarwachs.
Eijiro-Miyako
Die Studie
„Materially engineered artificial pollinators“, Cell, 9.2.2017
Als er das Material vor Kurzem in seinem Labor wiederentdeckte, bemerkte er, dass sich die Konsistenz kaum verändert hatte. „Nach acht Jahren hatte sich das ionische Gel nicht zersetzt und war immer noch dickflüssig. Normalerweise können Gele nur kurzfristig verwendet werden“, erklärt Miyako in einer Aussendung.
Gel und Borsten
Auf der Suche nach neuen Anwendungsmöglichkeiten begann der Chemiker mit Insekten zu experimentieren. Er gab ein paar Tropfen des Gels auf Ameisen und ließ sie auf Tulpen herumkrabbeln. Danach klebten deutlich mehr Pollen an ihnen als an ihren gelfreien Artgenossen. Auch Hausfliegen sammelten auf diese Weise beachtliche Mengen Pollen.
Als nächstes erstand das Team eine günstige kleine Drohne mit vier Propellern. Da die Plastikoberfläche des Fluggeräts sehr glatt war, verwendeten die Forscher zusätzlich zum dem klebrigen Gel Pferdehaare, um die haarigen Bienen zu imitieren. Durch die Borsten vergrößere sich die Oberfläche und die Pollenkörner haften aufgrund der elektrischen Ladung noch besser.
Drohne überfliegt Bambusgraslilie
Mittels Fernsteuerung ließen die Forscher die Drohnen dann über ein Feld mit Bambusgraslilien fliegen und über eine Blüte streifen. Auf der nächsten Pflanze wurden die Pollen wieder abgestreift - ähnlich wie das natürliche Bestäuber machen. Angesichts der weltweit schrumpfenden Bienenbevölkerung könnten die klebrigen Drohnen beim Bestäuben von Ackerpflanzen zumindest aushelfen, meinen die Forscher.
Eva Obermüller, science.ORF.at