Neun Jungforscherinnen mit Zukunft

Insgesamt neun in Österreich tätige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen können sich über einen „Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC) freuen. Hier die Themen, mit denen sie überzeugen konnten.

Die meisten der mit bis zu bis zu 1,5 Millionen Euro dotierten Grants erhielten Forscher und Forscherinnen in Deutschland (76) und Großbritannien (67). 403 waren es insgesamt. Österreich liegt international im guten Mittelfeld.

Preisträger/innen im Portrait

  • Die gebürtige Italienerin Nicla De Zorzi ist seit mehreren Jahren in Wien tätig. Im Rahmen ihres Forschungsvorhabens beschäftigt sie sich mit der vor allem aus dem ersten Jahrtausend vor Christus stammenden Literatur des Alten Mesopotamiens. Im Zuge dessen werde man der Fragestellung nachgehen, wie sich die einstige kulturspezifische Weltsicht, derzufolge ähnliche Dinge und Wörter in einem Netz miteinander verbunden sind, im Aufbau literarischer und magischer Texte wiederfindet.
  • Jillian Petersen wurde in Brisbane (Australien) geboren und startete 2015 ihre eigene Arbeitsgruppe in Wien. Am Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung wird sie untersuchen, wie verschiedene Organismen zu beiderseitigem Nutzen zusammenleben. Das ERC-Projekt wird auf die Erforschung von fundamentalen Prozessen von Symbiosen anhand von urtümlichen Meeresbewohnern abzielen.
  • Filipa Sousa forscht daran, wie Mikroorganismen Energie für ihren Stoffwechsel verfügbar machen können. Im Zuge der neuen Förderung möchte die seit 2016 in der Abteilung für Ökogenomik und Systembiologie tätige Portugiesin herausfinden, wie diese Prozesse im Laufe der erdgeschichtlichen Entwicklung entstanden sind.
  • Das Zusammenspiel von Macht und Wissenschaft in der internationalen Umweltpolitik wird Alice Vadrot am Beispiel von Verhandlungen zum im April dieses Jahres geschlossenen Abkommens zum Schutz der Hochsee erforschen. Die Politikwissenschafterin wurde als Tochter einer Österreicherin und eines Franzosen in Deutschland geboren und studierte in Wien und Paris.
  • Aus Russland stammt der theoretische Physiker Mikhail Lemeshko, der seit 2014 am IST arbeitet. In seinem Projekt will er eine allgemeine Theorie des Angulons aufstellen. Dieses von ihm entdeckte Quasiteilchen soll dabei helfen, bisher unlösbare Probleme in verschiedenen Bereichen, von der Chemie bis zur Technologie der Datenspeicherung, zu bewältigen.
  • Der Informatiker Dan Alistarh, seit 2017, am IST will durch sein Projekt maschinelles Lernen deutlich beschleunigen. So sollen neue Methoden entwickelt werden, um Rechenleistung effizient auf verschiedene Rechner zu verteilen.
  • Der Biochemiker Gustav Oberdorfer (Uni Graz) beschäftigt sich mit computerunterstütztem Protein Design: Proteinstrukturen werden im Computer berechnet und dann experimentell getestet. In seinem Projekt soll eine von seinem Team etablierte Methode weiterentwickelt werden, die es ermöglicht, außergewöhnlich stabile Proteine von beliebiger Größe und Gestalt zu designen. Ultimatives Ziel ist es, neue Wege zum Design von Biokatalysatoren zu erforschen und gleichzeitig die gewonnenen, fundamentalen Einsichten auf natürliche Systeme umzulegen.
  • Speziellen Stoffwechselprodukten von Pflanzen - sogenannte Phytosiderophore -, die sie über die Wurzeln in den um liegenden Boden abgeben, um damit kleinste Mengen an Nährstoffen, wie Eisen, Zink und Kupfer aufschließen, geht Eva Oburger von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien nach. Diese pflanzliche Strategie ist vor allem für das Wachstum in kargen Böden wichtig. Die Ergebnisse der Wissenschafterin vom Institut für Bodenforschung der Boku sollen in die Selektion und Züchtung von Getreidesorten einfließen.
  • Mit einer neuen Methode, um optische Signale in mehreren physikalischen Dimensionen zu erfassen und zu analysieren, beschäftigt sich Bernhard Schrenk vom AIT - Austrian Institute of Technologie. Der neue Ansatz zur kohärenten Detektion könne den Datendurchsatz und die Effizienz von Datenzentren erhöhen, zukünftige 5G-Netze leistungsfähiger machen oder etwa in Sensornetzwerken für automatisiertes Fahren sowie in der Quantenkommunikation eingesetzt werden. Schrenk möchte im Rahmen des Projekts eine Alternative zu bisherigen Empfangssystemen schaffen, deren Einsatz oft an den hohen Kosten scheitert.

science.ORF.at/APA

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