Wie der „Killerkrater“ entstand

Im heutigen Golf von Mexiko schlug vor 66 Millionen Jahren ein Asteroid ein - mit dramatischen Folgen: 75 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten, z.B. die Dinosaurier, starben aus. Forscher haben nun analysiert, wie die Form des Chicxulub-Kraters entstanden ist.

Die Spuren des Einschlags eines rund zehn Kilometer großen Asteroiden auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan am Ende der Kreidezeit sind zum größten Teil unter Hunderten Metern Meeresablagerungen im Golf von Mexiko verborgen. Im Frühjahr 2016 hat ein Forscherteam aus zwölf Ländern erstmals Bohrungen im rund 200 Kilometer großen, nach der mexikanischen Hafenstadt Chicxulub benannten Krater durchgeführt.

Aus Österreich waren Christian Köberl, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, und Ludovic Ferrière, Meteoritenforscher am NHM, an dem Projekt beteiligt. In einer Tiefe von rund 500 bis 1.300 Metern unter dem Meeresboden wurden mehr als 300 Bohrkerne mit einer Gesamtlänge von 835 Metern entnommen, die Proben teilweise auch in Wien untersucht.

Wie eine Flüssigkeit

Die Analyse der Bohrkerne durch ein Forscherteam um Ulrich Riller vom Fachbereich Geowissenschaften der Universität Hamburg lieferte nun Hinweise über die Entstehung des Ringgebirges („Peak Ring“), das sich im Zentrum des Kraters mehrere Hundert Meter über dem sonst flachen Boden erhebt. Bisher würden Hypothesen zur Entstehung dieser Gebirgsformation hauptsächlich auf Computersimulationen und Beobachtungen von Einschlagskratern auf der Oberfläche anderer Planeten beruhen. „Nun stehen erstmals Proben zur Verfügung, die wir im Labor sehr detailliert untersuchen können, um die bisherigen Hypothesen zu stützen“, erklärt Ferrière.

Die Forscher haben nun in ihrer Studie („Nature“) die Kette von Verformungsmechanismen beschrieben, die das extreme mechanische Verhalten von Gestein beim Einschlag des Meteoriten belegen. Computersimulationen zufolge bilden sich Krater dieser Größenordnung innerhalb weniger Minuten. Damit die Ringgebirge entstehen können, muss sich das Gestein kurzzeitig wie eine Flüssigkeit verhalten und im Anschluss daran sehr schnell verfestigen. Dies passierte offensichtlich durch vorübergehende Druckveränderungen, die dazu führten, dass sich das Gestein wie eine zähflüssige Masse verhielt. Die zahlreichen Zonen zerrütteten Gesteins, die in den Bohrkernen gefunden wurden, werten die Wissenschaftler als Beweis für eine vorübergehende Fließfähigkeit des Gesteins.

Weil solche Ringgebirge auch bei vielen anderen großen Meteoritenkratern im Sonnensystem zu finden sind, hoffen die Forscher, dass ihre Erkenntnisse dazu beitragen können, die Bildung der größten Einschlagskrater auf anderen Planeten zu entschlüsseln.

science.ORF.at/APA

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