Eurasische Steppenbiene in Österreich entdeckt

Hierzulande galt sie seit Jahrzehnten als verschollen, nun wurde die Kleine Filzfurchenbiene (Halictus tectus) von Forschern des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) wiederentdeckt.

Die Funde „weisen auf eine stabile Population hin“, sagt die Bienenexpertin Dominique Zimmermann vom NHM. Das Wiederauftreten der Art könnte durch die hohen Temperaturen in den vergangenen Jahren begünstigt worden sein. Nachgewiesen wurde die Kleine Filzfurchenbiene in den Naturschutzgebieten Sandberge Oberweiden und der Erdpresshöhe bei Lassee (beide Bezirk Gänserndorf).

Pannonische Refugien

Die beiden Fundorte zählen zu den sogenannten „Pannonischen Sanddünen“, die zu den wertvollsten, aber auch am stärksten gefährdeten Lebensräumen Österreichs gehören. Zahlreiche hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten, darunter auch eine einzigartige Bienenfauna, finden hier letzte Refugien. Von den ehemals ausgedehnten Dünen im Osten Niederösterreichs sind heute nur noch kleine Reste erhalten.

Biene mit filzartiger Behaarung

NHM Wien, Heinz Wiesbauer

Kleine Filzfurchenbiene

Zimmermann forscht seit dem Frühjahr im Zuge der von einer Hotelkette (Arcotel) finanzierten Aktion „Give Bees A Chance“ über die Wildbienenfauna dieser während der letzten Eiszeit entstandenen Dünen- und Flugsandgebiete des Marchfelds. Bei der nun wiederentdeckten Kleinen Filzfurchenbiene handelt es sich um eine eurasische Steppenart. Die Tiere, deren Hinterleib vollständig mit filzartiger Behaarung bedeckt ist, nisten im Boden und sind nicht auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert.

Weitere Funde

Im Zuge der Erhebung konnte mit der Großen Sandgängerbiene (Ammobates punctatus) eine weitere Wildbienenart nachgewiesen werden. Diese zählt zu den Brutparasiten oder Kuckucksbienen. Sie baut kein Nest, sondern schmuggelt ihre Eier in die Brutzellen der Dünen-Pelzbiene (Anthophora bimaculata). Auch diese ist auf Sandlebensräume spezialisiert und wurde in großer Zahl nachgewiesen.

Das Projekt geht noch bis Ende kommenden Jahres. Weitere Untersuchungsgebiete sind die Sandberge bei Drösing und Weikendorfer Remise, das älteste Naturschutzgebiet in Österreich. Die Forscher wollen feststellen, ob sich die Bienenfauna in den vergangenen Jahrzehnten qualitativ oder quantitativ verändert hat, wie sich der Klimawandel auf die Artenzusammensetzung auswirkt und welchen Effekt Naturschutzmaßnahmen zeigen. Als Vergleichswert dient eine Untersuchung der gleichen Standorte aus dem Jahr 1997.

science.ORF.at/APA

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