Vitaminpillen und Co. helfen nicht

Wer sich gesund ernähren will, sollte lieber zu Obst und Gemüse greifen, anstatt auf Vitaminpillen zu setzen. Laut einer aktuellen Studie können nur Nährstoffe aus Lebensmitteln das Leben verlängern, manche Ergänzungsmittel hingegen sogar schaden.

Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente – Nahrungsergänzungsmittel füllen die Regale von Drogeriemärkten und Apotheken. Und der Handel mit den Pillen und Säften boomt. Dabei ist keineswegs erwiesen, dass die Präparate der Gesundheit überhaupt nutzen. Im Gegenteil: Das Risiko einer Überdosierung ist bei künstlich hergestellten Nährstoffen deutlich höher als bei natürlichen Lebensmitteln, wo sie immer nur in überschaubaren Mengen vorkommen.

Im besten Fall sind die Mittel wirkungslos, meinen viele Experten. Denn wirklich nützlich seien Nährstoffe nur in ihrer natürlichen Umgebung, also wie z.B. Vitamin C in Orangen oder Magnesium in Bananen. Zu einem ähnlichen Schluss kommen nun die Forscher um Fang Fang Zhang von der Tufts University.

Nährstoffe und Sterberisiko

Das Team hat untersucht, wie sich bestimmte Nährstoffe auf die Sterblichkeit auswirken. Verwendet wurden die Daten von etwa 27.000 Erwachsenen aus dem National Health and Nutrition Examination Survey. Im Rahmen des US-Forschungsprogramms werden immer wieder tausende Menschen zwei Jahre lang regelmäßig untersucht und befragt; unter anderem müssen sie Angaben zu ihrer Ernährung in den vergangenen 30 Tage machen.

Die Hälfte der Befragten hatte in diesem Zeitraum Nahrungsergänzungspräparate zu sich genommen, z.B. Vitamin C und D, Calcium und Magnesium. Besonders besser Gebildete und Gesundheitsbewusste griffen zu den künstlichen Nährstoffen. Dabei war diese Gruppe laut der Studie ohnehin schon recht gut mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt, wie aus den Ernährungsprotokollen hochgerechnet wurde. Insgesamt nahm etwa die Hälfte der Personen zu wenig von einzelnen Nährstoffen zu sich, z.B. von Vitamin D oder K. Eine Überdosierung war hingegen sehr selten.

Statistisch lebensverlängernd

In den sechs Folgejahren starben (hochgerechnet aus dem National Death Index) 3.613 der Befragten, 945 an Herz-Kreislauf-Krankheiten und 805 an Krebs. Tatsächlich fanden die Forscher in dem umfangreichen Datensatz einige statistische Korrelationen zwischen Nährstoffen und dem Sterberisiko der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Einflussfaktoren wie z.B. Bildung oder Lebensstil waren zuvor rausgerechnet worden. Wer genug Vitamin K und Magnesium zu sich nahm, hatte generell ein geringeres Sterberisiko im Untersuchungszeitraum. Das Herz-Kreislauf-System scheint durch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin A, K und Zink besser geschützt zu sein. Zu viel Calcium erhöht aber laut den Daten das Risiko, an Krebs zu sterben.

Entscheidend war aber in allen Fällen die Quelle. Die schützende Wirkung entfalten die Nährstoffe demnach nur, wenn sie in echten Lebensmitteln steckten. Calcium dürfte hingegen nur in seiner künstlich hergestellten Form schädlich sein.

Damit bestätigen die Ergebnisse frühere Studien, wonach Nahrungsergänzungsmittel schlichtweg nutzlos sind. Vermutlich geht es nicht nur um die Nährstoffe selbst, betonen die Autoren, sondern um die Wechselwirkungen in ihrer natürlichen Umgebung. Wer also wirklich etwas für seine Gesundheit tun möchte, sollte sein Geld wahrscheinlich besser in entsprechende Lebensmittel investieren.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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