Palmöl und Co verbrauchen riesige Flächen

Weltweit rund 6,3 Millionen Hektar Anbaufläche bedarf es, um den EU-weiten Verbrauch an Pflanzenrohstoffen wie etwa Palmöl zu decken. Das entspricht in etwa drei Viertel der Gesamtfläche Österreichs, die vor allem in Asien bewirtschaftet werden, wie Forscher errechnet haben.

Vor allem ist Europa weit davon entfernt, den Bedarf an pflanzlichen Rohstoffen auf dem eigenen Kontinent zu decken. Während im Ernährungsbereich auf rund 15 Prozent an Rohstoffen aus dem außereuropäischen Raum zurückgegriffen wird, sind es bei Produkten, die nicht der Ernährung dienen, fast 65 Prozent des verbrauchten Palmöls, Soja, Ethanol, Baumwolle oder Leder.

Solche Rohstoffe werden etwa zum Herstellen von Kosmetik, von Biotreibstoffen oder Bioplastik verwendet - und das in rauen Mengen: Alleine in Österreich werden pro Jahr und Einwohner etwa 111 Kilogramm an Pflanzenrohstoffen aus dem Ackerbau für Nicht-Ernährungsprodukte verbraucht, heißt es am Montag in einer Aussendung der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Damit liegt Österreich sogar ein Stück über dem Europa-Schnitt von 103 Kilogramm.

Martin Bruckner, Stefan Giljum und Victor Maus vom WU-Institut für Ökologische Ökonomie, Kollegen vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien sowie Forscher aus Deutschland und Schweden berechneten, dass für den Baumwoll-Anbau vor allem in Indien, China und Pakistan rund 1,7 Millionen Hektar Land benötigt werden. Knapp darauf folgt die Fläche, die mittlerweile großteils in Indonesien oder Malaysia zur Herstellung von Palmöl dient. Für die in Europa konsumierten rund 6,4 Milliarden Liter brauche es rund 1,6 Millionen Hektar pro Jahr. Die notwendigen Anbauflächen in Asien betragen für Kautschuk rund 1,3 Millionen und für Kokosöl ungefähr 0,7 Millionen Hektar. Für die Viehzucht zur Herstellung von Leder und Wolle für Europa werden überdies demnach 1,2 Millionen Hektar genutzt.

Negative Entwicklung gefördert

Vor allem die Folgen des dramatischen Ausbaus der Palmöl-Produktion sind vielfach verheerend. Dafür müssen nämlich tropische Waldflächen ungeheuren Ausmaßes weichen. „Die starke Entwaldung führt zu einer hohen Freisetzung an Treibhausgasen - wir sehen, dass die Rodungen südostasiatischer Wälder bis zum Jahr 2002 sogar mehr Emissionen als chinesische Kohlekraftwerke im selben Zeitraum verursachten. Zudem zeigen sich erschreckende Verluste an Biodiversität“, sagt Bruckner.

Die europäische Politik fördere solche negativen Entwicklungen vielfach: So führte etwa die Beimischung von Biokraftstoff im Treibstoff zwar zu einer Verringerung der CO2-Emissionen im Verkehr hierzulande. Es wurden dafür aber andernorts große Wald-Ökosysteme zerstört. „Die derzeitige Richtlinie zum Verbot von Einweg-Plastik lässt Ähnliches befürchten. Zwar könnte dadurch Plastik in den Weltmeeren reduziert werden, doch auch das Geschäftsmodell hinter Bioplastik ist sehr ressourcenintensiv“, so Bruckner.

Würde man die gleiche Menge an Palmöl durch Öl aus heimischem Raps ersetzen, bräuchte man dafür in Europa laut dem Wissenschaftler „dreimal so viel Fläche“, was wiederum erhöhte Treibhausgasemissionen und Biodiversitätsverluste zur Folge hätte. „Nur durch eine starke Reduktion unseres Konsums können die Ökosysteme unseres Planeten effektiv geschützt werden“, so Bruckners Fazit.

science.ORF.at/APA

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