Hilfreiche Väter machen Nachwuchs klüger

Wenn Väter bei der Aufzucht helfen, entwickeln die Nachkommen größere Gehirne und werden klüger. Das zeigt der Vergleich von knapp 500 Säugetierarten, den Schweizer Forscherinnen gemacht haben.

Bisher nahm man an, dass es nebensächlich ist, ob der Vater oder andere Gruppenmitglieder die Mutter bei der Versorgung des Nachwuchses unterstützen. Dem ist aber nicht so: Tierväter sind zuverlässigere Helfer als andere Gruppenmitglieder. Bei Menschen ist das anders: Bei ihnen finden Mütter auch bei anderen Familien- und Gruppenmitgliedern Unterstützung.

Andere Gruppenmitglieder unzuverlässigeer

Je größer das Gehirn im Verhältnis zur Körpergröße ist, desto intelligenter ist ein Lebewesen. Ein großes Hirn auszubilden, hat aber seinen Preis: So verbraucht ein Säugling rund zwei Drittel seiner Energie ausschließlich zur Versorgung des Hirns. Diese große Energiemenge muss in Form von Milch und später via Nahrung permanent zur Verfügung stehen. Allein können die Weibchen von vielen großhirnigen Tierarten die Energiezufuhr für die Aufzucht der Jungen nicht bewältigen - sie sind auf zusätzliche Hilfe angewiesen.

Bei Weissbüscheläffchen werden in der Regel zwei Jungtiere geboren. Der Vater und die anderen Gruppenmitglieder unterstützen das Weibchen bei der Aufzucht.

Judith Burkart

In ihrer Studie hat ein Team um Sandra Heldstab von der Universität Zürich zum Beweis die Hirngrößen sowie den Umfang und die Häufigkeit der väterlichen Hilfe und jener anderer Gruppenmitglieder von rund 480 Säugetierarten miteinander verglichen. „Väter helfen bei der Jungenaufzucht konstant und zuverlässig, während die Unterstützung von anderen Gruppenmitgliedern wie etwa älteren Geschwistern viel weniger verlässlich ist“, erklärt Evolutionsbiologin Heldstab.

Stabile Energieversorgung nötig

Beispielsweise bei Wildhunden und Wölfen - zwei Säugetierarten mit großen Hirnen - handeln die älteren Geschwister oft egoistisch: Zuweilen stehlen sie den Kleinen sogar das Futter. Jungtiere von anderen Arten wandern in fremde Populationen ab, sobald sie groß genug sind, um den Müttern helfen zu können. Väter dagegen intensivieren ihr Engagement noch, wenn die Umweltbedingungen sich verschlechtern.

„Die Studie zeigt einmal mehr, dass nur eine stabile und zuverlässige Energieversorgung - etwa durch väterliche Hilfe - im Verlauf der Evolution ein großes Hirn ermöglicht“, schreibt die Forschergruppe, die ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift „Behavioural Ecology and Sociobiology“ vorgestellt hat.

Bei Wildhunden unterstützt der Vater das Weibchen zuverlässig bei der Jungenaufzucht und steigert sogar seine Hilfsbereitschaft gegenüber den Jungen, wenn sich die Umweltbedingungen verschlechtern.

Sandra Heldstab

Bei Wildhunden unterstützt der Vater das Weibchen zuverlässig bei der Jungenaufzucht und steigert sogar seine Hilfsbereitschaft gegenüber den Jungen, wenn sich die Umweltbedingungen verschlechtern.

Tiermütter, die nicht auf väterliche Hilfe bei der Brutpflege zählen können, beispielsweise Löwinnen, gebären gemäß UZH-Forschergruppe statt weniger Nachkommen mit großen Hirnen mehrere mit kleinen. Dadurch stellt die Evolution sicher, dass trotz erhöhter Säuglingssterblichkeit ein Teil des Wurfs überlebt.

Menschenmütter müssen sich nicht mit dem Problem herumschlagen, denn Menschen sind die Ausnahme: „Nicht nur die väterliche Unterstützung, sondern auch die Hilfe von anderen Verwandten und nicht Verwandten ist bei der Kinderbetreuung sehr zuverlässig.“ Deshalb haben Menschen auch das im Verhältnis zur Körpergröße größte Gehirn.

science.ORF.at/APA/sda

Mehr zu dem Thema: